Da Hallo ist schon gestorben, liegt neben dem Heast

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Verblichene steht in einem Regal mit gefüllten Paprika, aber das kennt heute kaum mehr jemand.

Einander mit dem Namen eines Toten zu begrüßen hat schon etwas Unheimliches. Es sei denn, er wäre wieder auferstanden. Was er offenbar auch ist, der Hallo, schließlich begegnet man ihm mehrmals täglich. An der Kassa im Supermarkt, beim Annehmen eines Telefongesprächs oder beim Betreten eines Geschäfts, in dem gerade kein Verkäufer zu sehen ist („Hallo? Ist da jemand?“). Dabei haben wir doch seinerzeit gelernt: „Da Hallo ist schon gestorben.“ So hieß es damals zumindest, meist aus den Mündern der Großelterngeneration, verbunden mit dem Hinweis, dass der Verblichene auf dem Friedhof neben dem Heast zur Ruhe gebettet wurde. Und auch dem He gehe es schon ganz schlecht.

Nun, vom größten Comeback seit Lazarus zu sprechen wäre dennoch vermessen. Denn abgesehen von der großelterlichen Zurechtweisung war der Hallo ja nie weg. Auch darf man den alten Spruch nicht als beinharten Abwehrkampf gegen die Verluderung der deutschen Sprache begreifen, sondern als klassischen Griff ins Schenkelklopferrepertoire. Ähnlich wie auch die Antwort auf die Frage der Kinder, was es zu essen gibt – „g'füllte Nauscherl und 'backene Trutschkerln“, nämlich. Mit Ersterem wurden im alten Wien gefüllte Paprika bezeichnet, die gebackenen Trutscherln – es gibt auch die Variante Tritscherln – lassen sich dagegen nicht ganz so leicht ableiten, hat vielleicht jemand einen Vorschlag? Gemeint war mit dieser großelterlichen Phrase aber ohnehin ein kopftätschelndes „Frag nicht, Kind, gegessen wird, was auf den Tisch kommt“.

Die wiederkehrenden Sprüche waren aber nicht nur ein Vorrecht der Älteren. Auch die Kinder entdeckten ihre Durchschlagskraft in der Konversation. Wenn die Großmutter etwa mit einem „Grüß Gott schön“ die Wohnung betrat und man freudestrahlend und kichernd brüllte: „Danke, ich werde es ihm ausrichten.“

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2016)

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