Bitte halten Sie zum Zahlen einen Sack Münzen bereit

Fahrkartenautomat in Wien
Fahrkartenautomat in Wien(c) Clemens Fabry
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Wenn das Team Kartenzahlung von einem Fahrkartenautomaten schachmatt gesetzt wird.

Liebes Team Bargeld, ein bisschen nostalgisches Festhalten an alten Gewohnheiten ist ja in Ordnung. Etwa daran, an der Kassa im Supermarkt eine Minute lang nach den passenden Cent-Münzen zu kramen – und umgekehrt die Augen zu verdrehen, wenn jemand vor einem mit Karte zahlen will. Auch das Sparschwein daheim, in das alle paar Tage einige hundert Kupfermünzen wandern, ist ein unverzichtbares Kleinod der heimischen Wohnungsarchitektur. Im Oktober kann man sich auch den Sonntagsanzug überziehen und das Porzellantier zum Weltspartag wieder feierlich äußerln führen. Es gilt die freie Wahl, und das ist auch gut so.

Ungut wird es erst, wenn das Team Kartenzahlung schachmatt gesetzt wird. Wenn man etwa an einer Haltestelle in Köln ein Ticket kaufen möchte. Da gibt es zwar einen Schlitz für Kartenzahlung, doch weder Kreditkarte noch EC-Karte (das ist die, bei der Österreicher sagen, sie zahlen mit Bankomat) werden akzeptiert. Nur eine sogenannte Geldkarte – die man als Besucher in Deutschland natürlich nicht hat. Auch gefiel es dem Verkehrsbetrieb, auf einen Schlitz für Geldscheine zu verzichten. Und so müssen die 8,50 Euro für ein Tagesticket eben in Münzen herangekarrt werden. Was zu einem weiteren nostalgischen Verhalten führt – im nächsten Geschäft eine Kleinigkeit kaufen, die man nicht braucht, mit einem großen Schein zahlen und bitten, dass man das Wechselgeld in Münzen bekommt. Mit einem Schokoriegel und einem scheppernden Sack geht es dann wieder zum Automaten, liebes Team Bargeld. „Das ist eben so“, sagt der Kontrolleur in der U-Bahn.

Der Fairness halber – es gibt offenbar eine Möglichkeit, sich per Handy online zu registrieren, um ein Ticket zu kaufen, wie man Tage später feststellt. Aber gestehen Sie bitte auch dem Team Kartenzahlung ein bisschen nostalgisches Festhalten an alten Gewohnheiten zu.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2016)

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