Vom Blumenpflücken in der Trainingspause

Laufen im Prater
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Es ist ein mehr als schleppender Wiedereinstieg ins Lauftraining.

Laufversuch Nummer eins nach dem Halbmarathon scheiterte an meinem Muskelkater. Laufversuch Nummer zwei schlug wegen meiner Müdigkeit fehl. Das alte Problem kehrte wieder. Ich schaffte es einfach nicht, zeitgerecht für eine Laufeinheit vor der Arbeit aufzustehen. (Ich sollte dabei wohl nicht erwähnen, dass Journalisten ohnehin nicht für einen Arbeitsbeginn im Morgengrauen bekannt sind.) Laufversuch Nummer drei ging auf besonders bittere Weise daneben. Die Trainingstasche schleppte ich schon mit in die Redaktion – und ungeöffnet wieder mit nach Hause. Es kam ein Termin dazwischen.

Offenbar hielt ich mich unterbewusst an die mir bis dahin unbekannten Foster-Regel. Das nach dem verstorbenen Marathonläufer Jack Foster benannte Prinzip besagt, dass pro Wettkampfkilometer, der gelaufen wurde, ein halber Tag Pause gemacht werden sollte. Das bedeutet für Halbmarathonläufer mindestens zehn Tage und für Marathonläufer gar 21 Tage Ruhe. Wissenschaftlich bewiesen ist das nicht, aber selbst von führenden Laufexperten empfohlen. Wobei ich Ruhepause offenbar missinterpretiert habe. Gemeint ist nämlich nicht eine völlige Sportabstinenz, sondern lediglich ein Verzicht auf hartes Training, also Intervalltraining, Tempoläufe oder gar neuerliche Wettkämpfe. Hart trainiert wurde in den Wochen vor dem (Halb-)Marathon vermutlich ohnehin genug. Was es in der Nachwettkampfzeit braucht, ist Regeneration, also langsame und nicht allzu lange Dauerläufe. Einer meiner Kollegen versuchte zuletzt etwa, mit einem Puls von unter 120 Schlägen pro Minute zu laufen. „Bei dem Tempo hätte ich nebenbei Blumen pflücken können“, erzählte er danach.

Für solche Laufnebenbeschäftigungen eignet sich übrigens der Prater. Dort gibt es nämlich auch abseits der Hauptallee, die mich ohnehin zu sehr an anstrengende Tempoeinheiten erinnert, schöne Routen (siehe Grafik). Gut also, dass Laufversuch Nummer vier geklappt hat.

E-Mails an:julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2016)

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