Was an der Nachdenkpause nachdenklich stimmen muss

Was folgt dem alten Pallawatsch? Hotel Intercontinental, Wien.
Was folgt dem alten Pallawatsch? Hotel Intercontinental, Wien.(c) Wolfgang Freitag
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So besonders war das „Besondere Projekt“ von Projektentwicklers Gnaden halt doch nicht.

Vergangenen Freitag hat die Frau Vizebürgermeisterin, zugleich amtsführende Stadträtin in Stadtentwicklungsfragen, den unter dieser Bezeichnung lancierten Umgestaltungs- und Neubauplan zum Areal rund um Hotel Intercontinental und Wiener Eislaufverein in den „Nachdenkpausen“-Orkus verbannt: samt 73-Meter-Turm und Beschneidung der Lothringer Straße. Und ob nun ein vernichtendes Urteil des zuständigen Fachbeirats maßgeblich dafür gewesen sein mag oder gar die einfache Erkenntnis, dass „grüne“ Politik mehr enthalten müsste, als Radwege grün zu färbeln, ist nicht weiter von Belang. Vassilakou locuta, causa finita. Zumindest vorerst einmal.

Auffallend in diesem Zusammenhang die stadträtinnenliche Bewertung der Vorgangsweise des gegenständlichen Projektentwicklers. Dieser habe „hochprofessionell“ agiert. Was wieder einmal den tiefen Graben offenbart, der in Sachen Bauverfahren die hohen Projektentwicklerherren vom einfachen Häuselbauer trennt. Letztgenannter nämlich hat sich schlicht danach zu richten, was ihm Bebauungs- und Flächenwidmungsplan auf seinem Stück Land erlauben. Tut er das nicht, wird er behördlich dazu angewiesen. Der Projektentwickler dagegen setzt sich erst gar nicht kleinlichen Streitereien mit der amtszuständigen Behörde aus, er sucht von vornherein den Zugriff auf die Grundlage ihres Tuns: Flächenwidmungs- und Bebauungspläne als knetbare Massen, die sich nach Projektentwicklerbedarf formen lassen. Und er ist völlig konsterniert, wenn's einmal nicht so läuft.

Wie schon vor Wochen an dieser Stelle gesagt: Dass die gestalterischen Gegebenheiten zwischen Lothringer Straße und Heumarkt nicht so bleiben sollen, wie sie sind, daran gibt es keinen Zweifel. Einen alten Pallawatsch durch einen neuen zu ersetzen darf freilich nicht die Lösung sein. Dem vorliegenden Projekt – wie in Nachdenkpausen hierorts üblich – nur da und dort ein paar Meter abzuknapsen wird sicher nicht genügen können.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2016)

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