Die Welt ist ganz schön nahe gerückt

Trainspotting - Neue Helden
Trainspotting - Neue Helden(c) ORF
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Es war einmal eine Zeit, da gab es keine grünen Smoothies und keine anspruchsvollen TV-Serien, über die sich Leute stundenlang unterhalten konnten.

Es war einmal eine Zeit, da gab es keine grünen Smoothies und keine anspruchsvollen TV-Serien, über die sich Leute stundenlang unterhalten konnten. Wer jung war, liebte Junkfood und sah Junk im Fernsehen. Besonderes gab es nur im Kino. Zwanzig Jahre ist es nun her, dass „Trainspotting“ erschien, ein Film über eine Clique von Heroinsüchtigen in Edinburgh. Auch wenn es eine krasse, durch den fast unverständlichen schottischen Dialekt surreal wirkende Geschichte war, schlug sie doch in die Welt von 1996 ein wie ein Meteorit. Der Soundtrack ist bis heute unübertroffen.

Vor ein paar Wochen haben die Dreharbeiten für eine Fortsetzung begonnen: Auch ein Anlass, darüber nachzudenken, was sich (abseits der Darsteller, die alle wieder dabei sind) alles Fundamentales in diesen zwanzig Jahren verändert hat. Eine interessante Beobachtung war unlängst in einer britischen Zeitung zu lesen: Die Langeweile der 90er-Generation, die von Social Media und Smartphones noch meilenweit entfernt war, ist auch den heutigen Twentysomethings geblieben, nur sei diese geschäftig („busy boredom“).

Was unsere Kinder einmal rückblickend sagen werden, woran sie sich wohl erinnern? Auf jeden Fall an eine sehr frühe Politisierung. Heute Sechsjährige können Parteien und ihre Chefs benennen, wissen, wer auf den Wahlplakaten zu sehen ist und um welches Amt es geht. Sie schauen sich Hochrechnungen fast genauso gern an wie ein Elfmeter-Schießen bei der Champions League. Und sie wissen, dass da wie dort nicht immer die Besseren gewinnen und dass es manchmal ganz schön ungerecht zugehen kann.

Haben wir als Volksschüler auch schon so starken Anteil genommen, an der Politik? Sicher nicht. Die Welt ist ganz schön nahe gerückt an die Kleinsten unter uns. Ihr Sinn für Gerechtigkeit und ihre Großzügigkeit sind rührend. Das sollte auch ein Auftrag für uns sein, ihr Vertrauen nicht zu enttäuschen, dass Erwachsene Probleme nicht nur benennen, sondern auch lösen können.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2016)

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