Das ist keine EM-Kolumne

Kinder spielen Fussball
Kinder spielen Fussball(c) www.BilderBox.com (BilderBox.com)
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Also fast nicht. Weil sich das Kind bisher nicht wahnsinnig für die Fußball-EM interessiert.

Also fast nicht. Weil sich das Kind bisher nicht wahnsinnig für die Fußball-EM interessiert. Bei der WM vor zwei Jahren hat es im Vorfeld die ganzen Fahnen im Lexikon nachgeschlagen (und festgestellt, dass die Länder mit den schönsten Flaggen jene sind, die sich als kleine Inselstaaten eher nicht qualifiziert hatten). Heuer ist es leicht genervt, immer Fußball und überhaupt, die Buben im Kindergarten, kritisiert das Kind, reden dauernd über den Alaba und den Fuchs. (Wobei ich tippen würde, dass das Kind dabei an den Fuchs, das Tier, denkt, und weniger an den Fußballer. So wie es bei meinem Musik-Exkurs ebenfalls, wie ich nach langem Gscheit-Daherreden feststellen durfte, beim Namen Strauß weniger an den berühmten Walzerkönig gedacht hat als vielmehr an den gleichnamigen flugunfähigen Riesenvogel.)

Überhaupt ist das Fußballspielen in Ungnade gefallen. Mit drei, vier Jahren wollte das Kind unbedingt Fußballerin von Beruf werden. Dann musste es feststellen, dass zwischen „Fußballspielen“ mit den (lieben) Verwandten und Fußball mit motivierten Buben ein Riesenunterschied besteht, weil die Buben „wollen immer nur Tore schießen und gewinnen“. Und vor allem nicht nach den Fantasieregeln des Kindes spielen, die da lauten: Das Kind schießt den Ball irgendwohin, läuft hinterher, die anderen laufen nach, dürfen es aber keinesfalls einholen und ihm den Ball abnehmen.

Zudem haben wir mit Beginn der EM nun einen großen Interessenkonflikt daheim, der da lautet: Fußball versus Sandmann. Den mag das Kind zwar nicht („Der schaut so komisch und redet nie“), aber direkt vor dem Sandmännchen zeigt der Kinderkanal täglich drei (von mutmaßlich Tausenden) eingeschickten Kinderzeichnungen. Seit das Kind hoffnungsfroh auch ein Bild eingesendet hat, dürfen wir selbstredend keine Sendung verpassen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass tatsächlich seine Zeichnung hergezeigt wird. Daher, liebe Menschen vom Kika: Bitte zeigt doch diesen Hasen mit dem Blatt aus Wien, Margareten, endlich her. Sonst verpassen wir am Dienstag noch das erste Spiel von Österreich. Wegen eines Hasen und des Sandmanns. Bitte danke.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2016)

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