Die Antwort auf alle Fragen

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Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?

Eine berechtigte Frage, die treffend eines der Grundprobleme menschlicher Kommunikation beschreibt – dass man in so mancher Situation Dinge von sich gibt, die im zwischenmenschlichen Koordinatensystem zwischen überflüssig, unpassend und peinlich verortet sind. Kaum ausgesprochen, würden die gerade aufgeschreckten Ganglien am liebsten ein Netz auswerfen, um die mit falscher Munition aufgeladenen Schallwellen noch abzufangen, ehe sie holterdipolternd auf fremdes Trommelfell klopfen.

Dass ein solches Unterfangen schon aus rein physikalischen Gründen nicht gelingt, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Aber keine Angst, damit speise ich Sie nicht ab – wir sind ja lösungsorientierte Menschen. Und die Lösung für oben genanntes Problem ist ganz simpel. Sie besteht aus drei Buchstaben (und wahlweise einem Rufzeichen oder drei Punkten) und ist universell einsetzbar: „Tja!“

Spielen wir eine Situation durch, etwa ein Gespräch über Fußball. „Gut haben sie gespielt gestern“, sagt das Gegenüber. „Tja!“ Damit ist alles gesagt – und man hat nichts Dummes gesagt. Denn „tja!“ kann alles heißen. „Ja, gut gespielt“, „Finde ich eher nicht“ bis zu „Ist mir so was von vollkommen wurscht, verdammt noch mal“. Ein „tja!“ funktioniert auch bestens, wenn man den Gesprächspartner akustisch nicht versteht, aber auf eine Nachfrage verzichten will. Selbst einer Frage kann man so ausweichen, denn „tja!“ ist neben seiner universalen Anwendbarkeit auch ein Killerwort, das ungewollte Kommunikation mit einem Schlag abwürgt. Denn was soll man auf diese in drei Buchstaben komprimierte universale Wahrheit noch antworten? Tja...


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2009)

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