Die Zeit bleibt kleben, die Zeit vergeht zu schnell

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Sommerferien, eine Endlosschleife zwischen der einen Welt und der anderen.

Ferien. Ausschlafen können, aber trotzdem früh aufstehen. Freiwillig früh aufstehen ist etwas ganz anderes als aufstehen, weil man in die Schule gehen muss. Im Pyjama bleiben, viermal frühstücken, vom Frühstück ins Mittagessen übergehen. So oft schwimmen gehen, bis die blonden Haarspitzen grünlich werden. Wenn es ein Freibad ist. Wenn es ein See ist, so oft schwimmen gehen, bis der Geruch nach frischer erdiger Nässe für immer an der Haut haften bleibt.

Die Schultasche in ein Eck schleudern und erst neun Wochen später wieder hineinschauen. Blöd, dass ein halber Apfel dringeblieben ist. Sich so heftig langweilen, dass die Zeit kleben bleibt. Dieses Gefühl später vermissen, weil man gar nicht mehr dazukommt, sich zu langweilen. Kirschen essen, bis der Bauch wehtut, Marillen essen, bis einem schlecht wird. Erbsenschoten pflücken und mit dem Daumennagel an der Naht so aufschlitzen, dass man die Erbsen mit dem anderen Daumen in einer Bewegung herausstreifen kann. Darin Expertise entwickeln.

Sich stundenlang mit seinen Freunden darüber unterhalten, wo man hingehört, wenn man die eine Klasse abgeschlossen hat und in der nächsten noch nicht angefangen hat. Beschließen, dass das eigentlich egal ist. Sich mit fremden Kindern im Park anlegen und danach gemeinsam Fußball spielen. Am Abend sagen: „Ich habe neue Freunde.“ Sommerfreunde, die man nie mehr wieder sieht, an die man sich dennoch seltsam klar erinnern kann, später.

Sich im August in Sicherheit wiegen, dass noch unglaublich viel Zeit über ist. Kurz danach bang nachzählen, ob die Schule tatsächlich schon in zehn Tagen beginnt. Die Ferien waren schon wieder viel zu kurz.

PS.: Es gibt übrigens wirklich Ribiselsträucher mit Dornen. Danke, liebe Leser.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2016)

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