Bücher ordnen, aber richtig

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Wer Nick Hornbys „High Fidelity“ gelesen hat, kennt die drei Arten, nach denen man seine Plattensammlung sortieren kann.

Alphabetisch, chronologisch, biografisch. Punkt. Wortmeldungen von Exoten, die behaupten, ihre CDs nach Größe zu ordnen, sollte man stillschweigend ignorieren. Bei Büchern wäre ein solcher Einwurf hingegen durchaus zulässig. Schließlich gibt es hier ein bei Weitem umfangreicheres Spektrum an Sortiermöglichkeiten, das sich irgendwo zwischen den Extrempolen Ästhetik und Anwenderfreundlichkeit einpendelt. Alphabetisch, chronologisch, biografisch (die kennen wir schon), nach Verlag, nach Genre, nach Farbe (eine Freundin trug übrigens extra ein Sommerkleid in Petrol, als sie „Microeconomic Theory“ in die Lehrbuchsammlung zurückbrachte...), nach Hardcover oder Taschenbuch, nach Sprache, nach dem Zufallsprinzip et cetera. Schall und Rauch, es gibt eine viel kreativere Methode: Ordnen nach Getränk.

Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir kommen ins Pastis-Regal, „Herr Lehmann“ von Sven Regener ist das klassische Bier-Buch, Friedrich Torbergs „Tante Jolesch“ gehört zum Kaffee und einen Sir Arthur Conan Doyle könnte man sowieso direkt neben die Teebeutel stellen. Die Wodka-Ecke ist mit Wenedikt Jerofejews „Die Reise nach Petuschki“ bestens besetzt, bei Salman Rushdie denkt man dagegen eher an Mango Lassi, die letzten Kinderbücher lassen sich ganz gut unter Himbeersaft zusammenfassen. Und dazu noch eine kleine Abteilung mit dem Label „Messwein“. Na, das macht doch intellektuell schon etwas her, oder? Zumindest mehr als die Ordnung, die vermutlich bei vielen von uns eher traurig aussehen würde und auf die wir uns hier gar nicht erst einlassen wollen: gelesen oder nicht gelesen.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2009)

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