Endlich Zeit für ein mieses Buch und schlechten Wein

Wolkenhimmel
Wolkenhimmel(c) APA/dpa/Peter Steffen
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Der Herbst ist schön, vor allem um diese Jahreszeit. Da kann man endlich wieder was drinnen machen.

Noch immer kein Lebkuchen im Supermarkt? Zuletzt hätte sogar das Wetter dazugepasst. Der Herbst ist ja wirklich schön, vor allem um diese Jahreszeit. Es kursierten sogar schon fast winterliche Nachrichten von einem türkischen Punsch. War aber offenbar nur ein Verhörer, der so dumm ist, dass man eigentlich gar nicht darüber reden sollte. Der eigentliche Begriff kommt übrigens aus der Schweiz. Putsch bedeutet im dortigen Dialekt soviel wie „Stoß“ oder „Zusammenstoß“. Was man nicht alles lernt, wenn man daheim vor dem Ofen sitzt und mit klammen Fingern ein altes Lexikon durchstöbert. So alt, dass es darin sogar noch die Sowjetunion gibt. Vielleicht sollte man ja mit dem Buch einmal ein Update machen, so wie der Adobe Flash Player auf dem Rechner es fast täglich vorschreibt. Nicht, dass man dann einen Unterschied merken würde, aber bitte.

Während der Rechner in den Update-Modus geht („Update 1 von 365 wird installiert. Bitte schalten Sie den Computer nicht aus.“), kann man ein paar Maroni auf den Ofen legen und sich dem herbstlichen Vergnügen hingeben. Endlich Zeit für ein mieses Buch und ein Glas schlechten Wein. (So hört man das selten, nicht wahr? Warum sagt man dann jedes Mal dazu, dass es ein gutes Buch ist? Muss man dann eigentlich ein Buch schon zum zweiten Mal lesen, weil wie will man sonst wissen, ob es gut ist? Und warum muss jedes Mal betont werden, dass man das Wochenende nützt, um einmal richtig schön auszuschlafen? Schirch ausschlafen wird man ja wohl ohnehin kaum. Apropos, schirch ist so ein Wort, das geschrieben immer schirch ausschaut, ob schiach, schiarch oder schirch. So, wo waren wir? Ach ja, Klammer zu.) Und während im Kamin die Flammen ein heimeliges Knistern erzeugen, blättert man nach guten Zitaten – und findet eines von Mark Twain: „Jeder schimpft auf das Wetter, aber keiner tut etwas dagegen.“

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2016)

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