Fragen Sie niemals, worum es in einem Film geht

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Kinosaal(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Frage nach der Handlung eines Films ist die gängigste – aber auch die unnötigste.

Jeder kennt das: Man sieht einen guten Film im Kino, will ihn jemandem empfehlen, und fast immer kommt dieselbe Frage: „Worum geht es darin?“ Dabei ist das eine eher unpassende, um nicht zu sagen die falsche Frage. Denn die Handlung eines Films sagt de facto nichts über seine Qualität oder Kurzweiligkeit aus. Stimmt nicht? Okay, worum ging es in „Pulp Fiction“? Oder in „American Beauty“? Oder in „Inception“? Oder in „Matrix“? Wären Sie in irgendeinen dieser Filme nur aufgrund der Handlung gegangen?

Bei einem Film geht es doch nicht darum, welche Geschichte erzählt wird, sondern darum, mit welchen Mitteln. Sogar in Filmen, in denen es einen entscheidenden Twist gibt, wie etwa in „The Sixth Sense“, „Fight Club“ oder „Zwielicht“, hätte Sie wahrscheinlich die einfache Nacherzählung des Inhalts nicht dazu bewogen, ins Kino zu gehen. Diese Filme wurden erst durch die Filmsprache, die außergewöhnlichen Leistungen der Schauspieler und die perfekt austarierte Dramaturgie zu Meisterwerken. Wenn man „Fight Club“ mit Brad Pitt und Edward Norton nicht kennt, könnte der ungewöhnliche Plot sogar eher abschreckend wirken.

Aber wenn die Frage nach der Handlung nicht erlaubt ist, wonach soll man sonst fragen, um herauszufinden, ob einem der Film gefallen könnte? Nach dem Regisseur oder Autor beispielsweise, wenn man frühere Werke von ihnen kennt. Oder nach dem Genre. Oder dem Herkunftsland des Films. Eben nach anderen Details, die den Film ausmachen – etwa die Sprache, der Look oder die Struktur.

Perfekt aufbereitet erfährt man diese Dinge natürlich in Rezensionen. Denn ein guter Filmkritiker deutet die Handlung in höchstens zwei, drei Sätzen an und konzentriert sich sonst auf andere Kriterien. Achten Sie ruhig einmal darauf.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2016)

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