Endlich ein guter Anlass für Panikmache

Aengstliche Frau
Aengstliche FrauErwin Wodicka - BilderBox.com
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Wenn es einen guten Anlass gibt, werden dann Boulevardblätter per Hubschrauber abgeworfen?

„Die österreichischen Sicherheitsbehörden sehen aktuell keinen Anlass für Panikmache“, ließ das Innenministerium vergangene Woche verlauten. Das ist einerseits beruhigend, weil es das wohlige Zurücklehnen in der Hollywoodschaukel (gibt es die heute überhaupt noch?) erlaubt. Andererseits aber auch extrem beunruhigend, denn wenn es aktuell keinen Anlass gibt, bedeutet das im Umkehrschluss, dass es ja wohl irgendwann einen Anlass für Panikmache geben muss. Wann mag wohl der Zeitpunkt sein, zu dem aus dem Ministerium die Anweisung kommt, sofort Panikmache einzuleiten? Werden dann Sirenen darauf hinweisen? Oder Boulevardblätter mit reißerischen Schlagzeilen per Hubschrauber über dem Land abgeworfen? Wir werden alle sterben! Pack die Badehose ein, die Sintflut ist da!

Wenn wir schon bei den Floskeln in der Berichterstattung rund um den Sicherheitsapparat sind – die Redewendung, dass die Ermittlungen „auf Hochtouren“ laufen, ist nur eine Chiffre dafür, dass es in einem Fall gerade nichts Neues zu berichten gibt. Und wenn das Phrasenschwein besonders laut quiekt, dann haben wohl irgendwo gerade wieder die „Handschellen geklickt“. Jemanden einfach festzunehmen reicht offenbar nicht. Wobei, verwendet die Polizei in solchen Fällen nicht mittlerweile Kabelbinder statt Handschellen? Wie das dann wohl klingen würde? „Und dann rastete der Kabelbinder ein.“ Fairerweise muss man anmerken, dass manche Phrase vor allem aus amerikanischen Filmen kommt – „Bitte treten Sie zurück, es gibt nichts zu sehen“, zum Beispiel. Aber auch „Sie haben das Recht zu schweigen“ oder „Alles, was Sie ab jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden“. In diesem Sinne, nur keine Panik. Und sollten noch Fragen offen sein, dann einfach das Schweigen hinnehmen. Denn ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 08.08.2016)

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