So ist das heute, morgen wird es anders sein

Griechenland, Kreta
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Wie man in Griechenland zur Ruhe kommen kann: schön langsam und eines nach dem anderen.

Es hat etwas gedauert, aber nun ist der Groschen gefallen: Die Kreta-Diät heißt Kreta-Diät, weil man sie nach einem Urlaub auf Kreta machen muss. Sie kochen dort einfach zu gut. Und wenn Sie jetzt sagen: „Ach, griechisch essen, Souvlaki, Tsatsiki, Moussaka und wieder von vorn“, dann haben Sie leider viel verpasst. Man muss einen Blick in die Küche werfen und in die Aluwannen und das Zusammengeschmurgelte, vielleicht ein wenig Unansehnliche, das ist oft das Beste.

Man darf den Koch auch nach der Zubereitung fragen. Er wird sagen, es sei ganz einfach, und wenn man nach dem siebten Arbeitsschritt meint: „Hm, doch ganz schön aufwendig“, dann schaut er traurig und sagt: „Eines nach dem anderen.“ Ab dem späten Nachmittag sitzen Mama und Oma und die Tanten vor der Taverne auf der Straße, schälen in aller Ruhe kiloweise Erdäpfel.

„Ist diese Speise heiß?“, fragt eine Urlauberin am Nebentisch. „Nein“, antwortet der Kellner und sieht sie ausdruckslos an. „Kalt?“ „Nein.“ Das Essen sei „so-so“, lauwarm, wie es sich gehört. „Kann ich es heiß haben?“, fragt sie. Er sieht sie an, als käme sie von einem anderen Stern. Die großen Hotels in der Umgebung sorgen dafür, dass die Tavernen nicht gerade überrannt sind. Dennoch wird im Ort nicht gerade offensiv um Gäste gekämpft. Wenn du es nicht magst, wie es ist, dann lässt du es eben bleiben. Nach ein paar Tagen kann man sich an diese Denkweise gewöhnen. Sie entspricht ganz und gar nicht unserem üblichen Dienstleistungsgedanken. Aber sie entspannt ungemein.

„Mit diesem Boot können Sie nicht fahren.“ Aber dieses Ticket hier ist doch genau für dieses Boot? Schulterzucken. „Maybe the next one. And if not, the next one.“ Alles funktioniert dann irgendwie. Nur nicht ganz so wie geplant. So ist das heute. Morgen wird es anders sein. Aber sicher ist das nicht. Eines nach dem anderen.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2016)

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