Forum Alpbach: Beim zweiten Mal kommt jeder an

Gemeinden packen an: Vernetzungstreffen zu Integration f�r B�rgermeister
Gemeinden packen an: Vernetzungstreffen zu Integration f�r B�rgermeister(c) Europ�isches Forum Alpach (Philipp Naderer)
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Für viele Studenten ist das Weltdorf Alpbach ein Ort zum Träumen. Und zum Aufwachen.

Ein Journalistenkollege aus Deutschland fragte einst in seiner Zeitungskolumne, woran man in einem Zug erkennt, dass man sich in der ersten Klasse befindet. Und gab auch gleich die Antwort: daran, dass sich die Passagiere lächelnd zunicken, wenn vom Schaffner eine Durchsage auf Englisch gemacht wird. Um also zu signalisieren, dass sie Weltbürger sind und die Durchsage in einer Fremdsprache verstanden haben.

Wahrscheinlich hat sich dieses konkrete Beispiel noch nie in irgendeinem Zug auf der Welt abgespielt, aber es ist dennoch geeignet, um das Phänomen zu beschreiben, dass sich Menschen in einem exklusiven Umfeld auch selbst schnell exklusiv fühlen. Ganz gut zu beobachten ist das auch beim Europäischen Forum Alpbach. Hier fühlt sich jeder ein bisschen wichtiger als sonst. Was ja auch nachvollziehbar ist angesichts der Dichte an hochkarätigen Namen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.

Besonders beeindruckt zeigen sich für gewöhnlich Studenten, die zum ersten Mal beim Forum sind und sich voller Stolz und Hoffnung den Vortragenden und Referenten vorstellen oder ihre frisch gedruckten Visitenkarten verteilen, weil sie glauben, von nun an Teil eines Netzwerks zu sein. Denn wer weiß, vielleicht ruft ja einer von ihnen zurück und will sich austauschen. Vielleicht springt sogar die Teilnahme an seinem nächsten Projekt oder – Jackpot! – ein Jobangebot heraus. Meistens springt freilich nichts davon heraus. Das Forum Alpbach ist schließlich keine Jobbörse. Auch die Möglichkeiten zum Netzwerken sollten nicht überbewertet werden. Erfahrene Besucher wissen das. Und die Studenten lernen es auch irgendwann. Spätestens bei ihrem zweiten Besuch. Wenn sie denselben Leuten begegnen und dieselben Höflichkeiten austauschen wie im Vorjahr. Diesmal halt mit ein bisschen weniger Leuchten in den Augen.

E-Mails an:koeksal.baltaci@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2016)

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