Gestern war Pfingsten

Naechtlicher Herbst
Naechtlicher HerbstAPA/dpa/Frank Rumpenhorst
  • Drucken

Gestern war mein persönliches Pfingsten, das Laternenfest.

Es gibt da dieses großartige Lied von Christoph & Lollo, ihr Plädoyer auf das Pfingstfest: „Doch jetzt ist Pfingsten, und die Bäume blühen/Und zu Pfingsten muss man sich um nichts bemühen/Und es gibt keine Geschenke, keine Ostereier/keinen Weihnachtsbaum, keine Familienfeier.“ Wieso ich das jetzt, mitten in den grauen November hinein, erwähne? Weil gestern mein persönliches Pfingsten war, das Laternenfest. Das verstehen viele Menschen gar nicht, befreundete Mütter haben mir ihre Erleichterung darüber kundgetan, dass sie jetzt, da ihre Kinder in der Schule sind, endlich zu keinem Laternenfest mehr müssen. (Wenn man Kinder mit großem Altersabstand hat, kann es nämlich passieren, dass man diesbezüglich jahrzehntelang angehängt ist.)

Ich aber mag das Laternenfest, weshalb wir natürlich – das Kind war gar nicht so begeistert – eines besucht haben. Das Laternenfest hat viele Vorteile: Es ist relativ schnell wieder vorbei, man muss sich nicht schön anziehen (nur warm), muss keinen Beitrag zum Buffet mitbringen (nur ein Feuerzeug), keine Geschenke besorgen. Es ist auch eines der wenigen Feste, an denen man sich nicht überisst und damit eines der wenigen, an denen man danach noch dieselbe Jeansgröße hat wie davor.

Heuer konnte das Kind aus einer Fülle an den aus Kindergartenzeiten archivierten Laternenmodellen wählen: der Gans (ein bisschen geschmacklos, wenn man darüber nachdenkt), dem knalligen Kürbis oder auch – simple Bauweise – der Laterne aus zwei Partypapptellern. Die typische Bewegung beim Laternenumzug ist übrigens jene der Eltern, die in die Laternen greifen, um die ständig ausgehende Kerze wieder anzuzünden.

Zum erfolgreichen Abschluss gehört selbstredend dazu, dass alle furchtbar durchfroren einen heißen Tee schlürfen, ehe sie nach Hause gehen. Die Generalprobe sozusagen, denn heute sperren die ersten Adventmärkte auf, auf denen wir jetzt wochenlang in der Kälte stehen können, uns die Zehen abfrieren und dabei die Fingerspitzen an viel zu heißen Häferln verbrennen, aus denen wir picksüßen warmen Alkohol trinken. Klingt doch wunderbar. In diesem Sinn: schöne Pfingstferien!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.