Machen Sie das bloß nie bei der Firmenweihnachtsfeier

(c) Erwin Wodicka
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Ein "Knigge", den die Welt nicht braucht - es sei denn, Sie gehen wirklich im Einhornkostüm hin.

Eine Standarddisziplin im journalistischen Jahreskreis ist der „Knigge“. Der „Urlaubsknigge“ etwa verrät, dass Sie in Japan niemals die Stäbchen in den Reis stecken dürfen. Nicht, dass man das sonst tun würde, aber immerhin ist man gewarnt. Im „Trinkgeldknigge“ wiederum erfährt man, dass in Schweden kein Trinkgeld erwartet wird, dass man aber öfter „tack“ sagen soll, was dem deutschen „danke“ entspricht. Doch die Königsdisziplin wird gerade in diesen Tagen zelebriert. Gern eingeleitet mit den Worten „Alle Jahre wieder“ wird der „Knigge“ für die Firmenweihnachtsfeier aus dem Geschenkpapier gewickelt. Und wir erfahren, dass es vielleicht nicht so günstig ist, sich bis zur Besinnungslosigkeit anzuheitern, um dann dem Chef die Meinung zu sagen. Dass man damit konfrontiert sein könnte, dass einem von Vorgesetzten das Du angetragen wird, und wie man damit umgehen sollte. (Am nächsten Tag schauen, ob sich der Chef erinnern kann, nicht selbst duzen!) Und dass generell „nach der Weihnachtsfeier ist vor dem nächsten Arbeitstag“ im Hinterkopf präsent sein sollte. No shit, Sherlock. Tack für die Warnung!

Als würden Firmenweihnachtsfeiern irgendwo zwischen Sodom und Gomorrha liegen. Als würden alle über ein Jahr aufgestauten Emotionen wie ein Messerset bereitgelegt, um hinter der Deckung eines Christbaums auf die Protagonisten geworfen zu werden. Aber gut, offenbar sind solche Tipps gewünscht. Also bitte, schnäuzen Sie sich nicht ins Tischtuch. Verschließen Sie die Tupperware gut, damit die Wegzehrung vom Buffet nicht aus der Manteltasche tropft. Wenn Sie schon im Einhornkostüm kommen müssen, binden Sie sich eine Serviette um, sonst drohen Flecken auf dem Fell. Und seien Sie nicht allzu enttäuscht, wenn der DJ keinen satanischen Black Metal im Repertoire hat – im Zweifelsfall nehmen Sie halt selbst eine CD mit. Rock 'n' Roll!

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2016)

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