Gehirnjogging

(c) GEPA pictures / Christian Ort
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Sport ist gesund, macht fit und schlank. Das sollte eigentlich Motivation genug sein, um augenblicklich die Laufschuhe zu schnüren.

Doch der viel zitierte innere Schweinehund lässt sich von diesen Versprechungen nur seltenst beeindrucken. Aber vielleicht kann ja meine neueste Erkenntnis für einen Motivationsschub sorgen: Sport macht nämlich auch schlau.

Zumindest erklärt das der deutsche Hirnforscher, Sportwissenschaftler und Lehrer Frieder Beck in seinem 2014 erschienen gleichnamigen Buch, über das ich erst kürzlich stolperte. Beck: „Auch wenn viele geniale Denker Sportmuffel waren und Fußballerinterviews häufig nicht gerade intelligent klingen, hat Sport statistisch gesehen positive Effekte auf die geistige Leistung.“ Das Gehirn lernt durch den Sport, sich länger auf eine Tätigkeit zu konzentrieren, Ideen im Gedächtnis zu behalten, kurzfristigen Versuchungen zu widerstehen, um langfristige Ziele zu verfolgen, und impulsives Verhalten zu unterdrücken. Und das seien Funktionen, die etwa für die schulische Leistung oder den beruflichen Erfolg entscheidender als der Intelligenzquotient seien.

Sport steigert die geistige Leistungsfähigkeit lang-, aber auch kurzfristig, also während und kurz nach dem Laufen. „Letzteres brauchen wir heute, in unseren meist sitzenden Berufen, eigentlich gar nicht“, sagt Beck. Dieser Automatismus geht 30.000 Jahre zurück. Damals musste das Gehirn unter Bewegung, also sobald der Unterschlupf verlassen wurde, Höchstleistung bringen. „Nur so konnte man dem Säbelzahntiger entkommen. Davon profitieren wir noch heute“, sagt Beck. Konkret werden während des Sports der Synapsendünger BDNF (Brain-derived neurotrophic factor) und der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. Das passiert allerdings nur, wenn der Sport Spaß macht, also freiwillig passiert. Keine gute Nachricht für Couch-Potatoes.

Schlau machen übrigens alle sportlichen Betätigungen. „Nur beim Schachspielen würde ich zur Sicherheit empfehlen, am Abend noch eine Runde laufen zu gehen.“ Gehirnjogging allein reicht nicht.

E-Mails an:julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2016)

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