„Skandal“ – oder doch nicht? Der Redaktör hat's schwör . . .

Geputzte Scheiben, nix dahinter: Wetterhäuschen, Hietzing.
Geputzte Scheiben, nix dahinter: Wetterhäuschen, Hietzing.(c) Freitag
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Noch einmal Wetterhäuschen: eine Attraktion von ehedem – und was Leser heute dazu meinen.

Zum kleinen Einmaleins des Redakteurs gehört es, sich die Meinungen seiner Leser angelegen sein zu lassen. Und weil wir ja alle miteinander, sofern nicht als ausgemachte Streithansln geboren, in aller Regel mit allen jeweils anderen möglichst gut auskommen wollen, würde auch unsereiner gern Wünschen und Anregungen folgen, wie sie von jenen an uns herangetragen werden, die ja letztlich erst unsere Existenz legitimieren. Was freilich in konkreten Fällen schwierig werden kann.

Ein solcher konkreter Fall waren meine vorwöchigen Hinweise zum rundum – sagen wir – überarbeitungswürdigen Zustand des historischen Wetterhäuschens im Wiener Stadtpark. „Gut, dass das Wetterhäuschen im Stadtpark Thema wird“, schrieb mir Leser A. „Seit Langem ungepflegt, verschmiert, die Instrumente mehr oder weniger außer Betrieb. Es ist ein Skandal!“ Zeitgleich übermittelte mir Poster B die Botschaft: „Wenn ich durch den Stadtpark gehe, dann sind die aktuelle Temperatur und Luftfeuchtigkeit von höchst untergeordneter Bedeutung.“ Das Wetterhäuschen erfreue ihn auch in seinem gegenwärtigen Zustand, es sei ja nicht mehr als ein „Schmuck für den Park und fürs Auge“: „Und ich denke, Herr Freitag, dabei kann man es belassen . . .“

Doch wie das, wo mich Leser C dritterseits, Unterstützung erhoffend, auf ein weiteres „vernachlässigtes Wetterhäuschen“ hinweist: „am Spitz von Hietzinger Hauptstraße und Neue-Welt-Gasse“. Und LeserinD versorgt mich vierterseits mit Nachricht aus der Schweiz, aus Grindelwald nämlich, woselbst ein engagierter Optiker sich mit sichtbarem Erfolg eines historischen Wetterhäuschens und seiner instrumentellen Ausstattung angenommen hat.

Was jetzt? „Skandal“ rufen oder „es belassen“? Je nun, ein Redaktör hat's manchmal schwör. Und nicht nur er . . .

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2017)

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