Eisglatte Unterführung und städtische Überverwaltung

Eis an der Liesing, noch ehe es von Schnee bedeckt wurde.
Eis an der Liesing, noch ehe es von Schnee bedeckt wurde.(C) Benedikt Kommenda
  • Drucken

Die Stadt Wien ist bestrebt, Radfahren „noch attraktiver und sicherer zu machen“. Denn, so heißt es auf der stadteigenen Website weiter: Mehr Radverkehr bedeutet mehr Lebensqualität.

In einem Winter wie diesem, in dem es kalt ist und sogar Schnee fällt, scheint die Stadt dieses Ziel ein wenig aus den Augen zu verlieren. Es wäre aber nicht Wien, hätte die Stadtverwaltung nicht genug Ressourcen, um zu erklären, warum Radfahren jetzt doch nicht so wichtig ist. Es geht um die Radroute an der Liesing, längere Zeit staubtrocken und gut zu befahren. Bloß eine Straßenunterführung war mit blankem Eis bedeckt: für Radler, die lenken und bremsen wollen, gefährlich. Die fahrradbeauftragte Mobilitätsagentur kann dagegen zwar nichts tun, aber sie findet heraus, wer für die Strecke verantwortlich ist: die für Gewässer zuständige MA 45.

Die kann allerdings auch nichts gegen das Eis unternehmen. Stattdessen lässt sie wissen, dass Salzstreuen in Gewässernähe verboten sei. Und dass der Begleitweg des Baches Teil eines Schutzgebiets ist und deshalb nicht asphaltiert, sondern mit einem Makadambelag versehen sei. Der seltsame Name leitet sich von einem gewissen John McAdam ab: Er hat den Straßenaufbau mit Schichten unterschiedlich fein gekörnten Gesteins erfunden. Auch wenn der Begleitweg teils so aufgebaut ist: Die Unterführung und ein daran anschließendes Stück sind es allem Anschein nach nicht; sie sehen recht normal asphaltiert aus. Trotzdem erklärt die MA 45 mit der Makadamdeckung, warum der ganze Weg nicht geräumt wird. Und verkündet stattdessen auf Schildern, dass bei Eis und Schnee das Betreten verboten sei.

Spätestens dann, wenn vom kilometerlangen Weg ein paar Meter vereist sind, stellt sich die Frage, was ein solches Verbot genau bedeuten soll. Und ob es nicht doch näher läge, das Eis mechanisch zu entfernen. Mittlerweile ist freilich der ganze Weg unter Schnee verschwunden. Ob das Eisstück damit griffiger geworden ist, habe ich nicht ausprobiert: Betreten verboten!

E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.