Das Snowboard hat an Schwung verloren

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Einst schloss ich mich einer Jugendkultur an. Heute fahre ich auf zwei Brettern.

Etwa um die Jahrtausendwende wurde das Skifahren plötzlich uncool. Wer nicht riskieren wollte, an Lässigkeit einzubüßen, der rutschte fortan, wie ich, in weiten Hosen, mit Nietengürtel und klarerweise auf dem Snowboard die Piste hinunter. Snowboarden boomte. Es war Jugendkultur. Seither ist viel passiert. Auf den Pisten sieht man Snowboarder heute immer seltener.

„Cool? Von wegen – das Snowboard ist tot“ schrieb die Welt am Sonntag schon vor einigen Jahren. Mittlerweile würden die Revoluzzer von damals in Büros sitzen. Snowboarden sei eben nicht mehr Punkrock, sondern olympische Disziplin, hieß es im Bayrischen Rundfunk. Mein schwindendes Interesse hat weniger damit und sicherlich mehr mit meiner Bequemlichkeit zu tun. Denn mit jedem Flachstück, an dem der Schwung nicht ausreichte, ich in Zeitlupe umkippe, die Bindung öffnete und zu Fuß weiter stapfte, verlor ich ein Stück meiner Snowboardfaszination. Und mit jeder Liftfahrt, nach der ich mich – während meine skifahrenden Freunde an mir vorbeifuhren – in den Schnee setzen musste, um wieder in die Bindung zu schlüpfen, wurde sie noch etwas geringer. Irgendwann war sie dann ganz fort.

Und mein Skifahrinteresse wieder da. Wie viele Österreicher einst von den Skiern auf das Snowboard und in den vergangenen Jahren wieder zurückgewechselt sind, lässt sich nicht genau sagen. Sicher ist nur, dass der Anteil der Snowboarder deutlich, und zwar auf etwa 15 Prozent, schrumpfte. Die Snowboarder sehen dennoch einen Teilerfolg. Immerhin hätten sie das Skifahren revolutioniert und damit gerettet. Der Carvingski sei nur durch den Snowboardereinfluss entstanden und auch Mode und Lifestyle hätte man geprägt.

Vielleicht hat mich auch das zurück zum Skifahren gebracht. Mein Snowboard bleibt vorerst jedenfalls im Keller. Es ist nicht tot. Sondern nur verstaubt.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2017)

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