Josef Haders Liebeserklärung an Journalisten und den Film

Josef Hader.
Josef Hader.(c) imago/Seeliger
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Josef Haders Liebeserklärung an Journalisten und den Film

Es gibt da diese Szene in dem Film „Valentinstag“ aus dem Jahr 2010. Als sich ein Football-Star bei einer Pressekonferenz als homosexuell outen will, sagt Jamie Foxx, der einen Journalisten spielt und davon erfährt, er werde zur Pressekonferenz fahren und von dort eine „Exklusiv-Story“ schreiben. Wie kann eine Geschichte von einem Termin mit Dutzenden anderen Medienvertretern exklusiv sein? Exklusiv bedeutet bekanntermaßen, dass man eine Geschichte allein hat.

Ein schönes Beispiel dafür, wie man als Filmemacher sein Publikum für dumm verkaufen kann. Es geht aber auch anders. In Josef Haders Regiedebüt „Wilde Maus“, das die heimischen Kinocharts trotz internationaler Konkurrenz anführt, fordert eine Jungjournalistin von ihrem Vorgesetzten (Hader) eine „halbe Seite“ für einen Artikel. Der will ihr aber nur einen „Dreispalter“ geben. Das ist totaler Mediensprech, der durchschnittliche Kinobesucher dürfte nicht wissen, dass eine halbe Seite für gewöhnlich mehr Platz bedeutet als ein Dreispalter. Muss er auch nicht, es ergibt sich aus dem Kontext.

So eine gründliche Recherche und Liebe zum Detail weiß jedes Publikum zu schätzen. Und diese Gründlichkeit zieht sich durch den ganzen Film, durch jede Szene, jeden Dialog – was wohl auch der Grund für den sensationellen Erfolg der Tragikomödie ist. Das muss so eine Genugtuung für Hader sein – zu sehen, wie seine Vision aufgeht. Denn Hader liebt das Medium Film. Mehr noch, er ist ein Filmverrückter, ein Filmtier. Deswegen bringt er sich auch bei den Wolf-Haas-Verfilmungen so intensiv ein. Einst verriet er sogar in kleiner Runde, dass er einen Film vor Augen gehabt habe, als er sein Programm „Hader muss weg“ schrieb.

Im Umgang mit Journalisten war er ohnehin schon immer ziemlich offen. Vielleicht, weil er genau weiß, wie sie ticken, und sich in ihnen auch wiedererkennt. Was in einer Szene besonders deutlich wird: „Es wird Leserproteste geben“, sagt er gleich zu Beginn des Films. Warum, sei nicht verraten. Denn der Respekt beruht natürlich auf Gegenseitigkeit.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2017)

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