Im Netz führte das zu einem Sturm der Entrüstung

(c) Clemens Fabry
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Wenn der eiserne Besen den Parkettboden zerkratzt, braucht es lückenlose Aufklärung.

Wenn die Zeit fehlt, bietet sich ein Griff in die Convenience-Abteilung an. Beim Kochen also etwa Halbfertiggerichte, die man nur noch zusammenschütten muss und dann doch als kreative Eigenleistung verkaufen kann. Wenn einem einmal nichts und nichts Gescheites einfällt, lässt sich aber auch Kommunikation wie Instant-Kartoffelpüree anrühren. Zum Stopfen wortmeldungshungriger Schnäbel reicht das allemal. Man nehme etwa eine Portion „lückenlose Aufklärung“ und streue sie mit einer Prise gespielten Furors über jegliche Malversation. Für ein wenig anerkennendes Kopfnicken sollte das jedenfalls reichen. Oder man schreie nach dem „eisernen Besen“, mit dem einmal so richtig sauber gemacht werden soll.

Kleiner Pro-Tipp: Der hinterlässt auf empfindlichen Oberflächen unschöne Kratzer. Falls es sich also um unseren gemeinsamen Parkettboden handeln sollte, lassen wir das bitte lieber. Schnellen Applaus bringt auch die Aufforderung, jemand „soll endlich arbeiten“. Vielleicht sollte man die eher an die richten, denen nicht mehr als derartige kommunikative Instantware einfällt. Wer dann auch noch mit der Konstruktion, etwas „ist abzulehnen“ arbeitet, hält sich vermutlich auch nach dem Öffnen einer Dose Erbsen für einen Haubenkoch.

Haben Sie ein Aquarium? Dann kennen Sie das Phänomen, wenn Sie von oben Flockenfutter ins Wasser rieseln lassen. Wie von einem Magneten angezogen sammeln sich dann die Fische zu einer Wolke, die auf die bunten Plättchen zuströmen und sie aufpicken. Einmal gesehen, ist der Neuigkeitswert bei jedem weiteren Mal quasi Null. So wie auch beim Einsatz der Instant-Phrase „Im Netz führte das zu einem Sturm der Entrüstung“. Die geht auch immer. Warum das so ist, das sollten wir jedenfalls lückenlos aufklären. Oh, jetzt ist mir der eiserne Besen ins Aquarium gefallen.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2017)

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