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Dekadent aszendieren: Mit Elektromotor bergauf radeln

Benedikt Kommenda
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Ist es eigentlich noch Sport und damit ein tauglicher Gegenstand dieser Kolumne, wenn man mit Motorunterstützung Fahrrad fährt?

Stellen wir die Frage kurz zurück, und setzen wir uns statt dessen auf ein E-Mountainbike. Und probieren wir es auf einer Strecke aus, die vom sanften Anstieg entlang der Schwechat bis zu wurzeligen und felsigen Steilpassagen alles bietet, was einem im Gelände so üblicherweise unter die Räder kommt: die Lindkogelstrecke nahe Baden bei Wien.

Der Elektromotor schaltet sich ohne Verzögerung zu, sobald ich ein Pedal trete. Mit leisem Surren hilft er schon in der schwächsten von vier Stufen (Eco/Tour/Sport/Turbo) so stark mit, dass ich wie von Rückenwind geschoben vorankomme. Erst als ich etwas schneller als 25 km/h werde – was sehr bald der Fall ist – verklingt das Surren, und ich trete alleine. Die vom Bordcomputer errechnete restliche Reichweite – mehr als 100 Kilometer – nimmt währenddessen zu. Sowie es aber steil bergauf geht, muss ich mir auf Kosten des Akkus helfen lassen und auf „Tour“ schalten: Das Rad wiegt knapp über 20 Kilo und fühlt sich ohne Strom an, als wollte man mit einem Wiener Citybike den Schafberg erkunden.

Schon diese zweite Stufe genügt aber: Spielend leicht nehme ich die steilen Stiche bergauf, die ich sonst umfahren muss. Will man schwierige Passagen meistern, kommt es ja außer auf Ausdauer und Kraft auch auf die Geschwindigkeit an: Viele Hindernisse lassen sich nur dosiert zügig überfahren – langsamer bleibt ein Rad gerne einmal stecken. Der Motor aber erweckt selbst den totesten Punkt im Pedalkreis zum Leben.

So stellt sich jener „Uphill-Flow“ ein, mit dem die Hersteller werben. Völlig Ungeübten würde ich trotzdem davon abraten, mit Motor das Mountainbiken zu beginnen. Ist es ein Sport? Eine sportliche Betätigung ist es allemal, vergleichbar dem Trial mit Motocross-Maschinen. Aber mein Sport ist es nicht: Ich finde den Aufstieg mit Elektromotor ein bisschen dekadent.

E-Mails an:benedikt.kommenda@diepresse.com

Bosch eBike Systems hat dem Autor ein Testgerät zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2017)

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