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Denn nicht immer schaut wie Kunst aus, was Kunst ist

Büro in Transportkiste auf Laderampe: Nordwestbahnhof.
Büro in Transportkiste auf Laderampe: Nordwestbahnhof.(c) Wolfgang Freitag (Die Presse)
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Nordwestbahnhof: Abschied von einem Logistikareal – und warum sich der noch ziehen wird.

Ein ganzes Büro in einer einzigen Transportkiste. Übermannshohe Fotos, an Lagerhallen affichiert. Ein altes Ölauffangbecken, zum Schwimmbad umgedeutet. Es ist schon so, dass nicht immer wie Kunst ausschaut, was Kunst ist. Gar nicht so selten freilich findet Kunst gerade in der Durchdringung oder Neubestimmung des Vorgegebenen zu ihren anregendsten Ergebnissen.

Seinesgleichen geschieht derzeit auf dem Areal des Wiener Nordwestbahnhofs: Dort hat sich das Projekt „Tracing Spaces“ einquartiert, um die „Geschichte eines speziellen Ortes der Stadt Wien vor seinem Verschwinden noch einmal in das öffentliche Bewusstsein zu rücken“. Das allerdings nur quasi „under cover“: Zwar ist das Gelände an der äußeren Taborstraße seiner letzten Hauptfunktion, Container-Umschlagplatz von Schiene auf Straße zu sein, Anfang des Jahres verlustig gegangen, zwischen und in den Lagerhallen herrscht dennoch nach wie vor reges Transporttreiben. Wer dem in die Quere kommt, der hat's angesichts der Tonnagen, die hier bewegt werden, nicht leicht. Weshalb es sich empfiehlt, das Gelände samt den darauf derzeit beheimateten künstlerischen Interventionen nur am Wochenende, noch besser bei einer der avisierten Veranstaltungen und Führungen aufzusuchen (tracingspaces.net/termine/).

Der im Zusammenhang mit dem Projekt angekündigte „Abschied eines Logistikareals“ könnte sich übrigens noch einigermaßen in die Länge ziehen. Offiziöse Schätzungen gehen derzeit von einem Bestand bis mindestens 2020 aus. Erst dann sei mit der Umwandlung des Geländes in ein Wohnquartier zu rechen: für knapp 14.000 Wiener, so die aktuelle Vorgabe. Wär' ein Wiener Wunder, würde bis dahin nicht noch die eine oder andere Nachnachnachverdichtung des Masterplans, aus dem Jahr 2008 datierend, ins Bauland ziehen . . .

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2017)

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