Mein Freitag

Alte Bekannte zwischen Nordkorea und Washington

Kim Jong Un
Kim Jong UnREUTERS
  • Drucken

„Du bist so, so, so wie dieser Kim“, sagt das Kind und meint damit nicht die Leibesfülle des nordkoreanischen Diktators, sondern die autoritäre Art, mit der eben das spannendste Fußballspiel des Lebens unsanft beendet wurde.

Nun ist es ja so, dass auf jedes spannende Fußballspiel das nächste, noch spannendere Fußballspiel folgt, sei es im Käfig, auf der Wiese oder auf einem schmalen Rasenstreifen hinter dem Parkplatz, und es geht immer um viel, mindestens aber um die Ehre.

Dennoch ist irgendwann Schluss. Diese Feststellung gehört zu den Top drei der von Kindern meistgehassten Argumente, warum eine Sache, die Spaß macht, nun wirklich beendet werden muss. „Schau mal auf die Uhr“, ist auch so ein Klassiker; diese Sprüche überleben alles, auch wenn kein Kind mehr eine Uhr trägt, es sei denn, sie misst Schritte, kann stoppen und zeigt Meerestiefe und Höhenmeter an. Die simple Zeit ist irrelevant.

Bevor man sich aber dazu verleiten lässt, die Kim-Nummer ausdrucksstark auszubauen, fragt man verdutzt, warum die Kinder, allesamt nicht älter als neun Jahre alt, so auf Du und Du mit den Machthabern dieser Welt sind. Zu ihrem Repertoire gehört nämlich auch „Das ist so trumpisch, ey“ und andere, nicht so druckreife Vergleiche mit hierzulande lebenden Politikern. Die kenne man von den Titelblättern der Gratiszeitungen, sagt einer, lauter alte Bekannte sind sie also geworden, Kim Jong-un, Donald Trump und wie sie alle heißen. Die Zeitungen liegen überall herum, in der Früh noch geordnet, auf dem Heimweg dann querbeet verstreut.

Die Bilder prägen sich ein, medial ausgeschmückt mit Drohgebärden und hineinmontierten Bombenexplosionen, nur in einem Legokatalog ist noch mehr los auf einer einzelnen Seite. Und so sehen sie auch aus, wie Lego- oder Playmobil-Figuren, sagt einer.

Ob ihnen die Menschen in solchen Posen Angst machen, fragt man und erntet Gelächter. Wovor haben die Kinder Angst? Vor Krieg und vor Krebs. Davor aber sehr. Alles andere ist im Vergleich dazu Legoland.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.