Fünf Freunde und die BBC

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In den Büchereien gehören sie immer noch zu jenen Werken, die ständig ausgeborgt sind.

Für sie bleiben Kinder heimlich wach, weil sie nicht aufhören können zu lesen. Und das, obwohl die Bücher für Kinder von heute unvorstellbar alt sind: Die Rede ist von den Abenteuern der „Fünf Freunde“ und der „Verwegenen Vier“, den Internatserlebnissen von „Dolly“ und „Hanni und Nanni“ oder den Geheimnissen, denen die „Spürnasen“ hinterherjagen. Die britische Autorin Enid Blyton schrieb den Großteil ihrer Bestseller in den 1940er- und 50er-Jahren. Nun wurde bekannt, dass die BBC Blyton jahrzehntelang boykottierte, weil ihre Bücher angeblich mangelnde literarische Qualität aufwiesen und „Nichtigkeiten“ gleichkämen. Blyton wurde auf die schwarze Liste gesetzt.

Auch in der Literaturwissenschaft war Blyton stets umstritten – ihre Geschichten seien zu schematisch, zeigten rassistische Tendenzen und bedienten Geschlechterklischees, so die Kritik. Ihrer Beliebtheit hat dies keinen Abbruch getan. Manche angeblich heiklen Stellen sind mittlerweile umgeschrieben worden, um dem Vorwurf zu entgehen, Vorurteile zu schüren. Fragt man Leser selbst, was ihnen von den Büchern in Erinnerung geblieben ist, so sind dies vor allem Sehnsüchte: so zu sein wie George, das Mädchen, das lieber ein Bub wäre. Oder, im Gegenteil, so zu sein wie die brave Anne mit den hübschen blonden Haaren. Abenteuer zu erleben, einen eingeschworenen Freundeskreis zu haben. Im Internat zu leben, in dem jedes Problem irgendwann mit Hustensaft behoben wird. Mag sein, dass die Bücher zur Trivialliteratur zählen – die Kindheit von Millionen Menschen bereichert hat Enid Blyton in jedem Fall. Sie selbst soll zu Vorwürfen gesagt haben: „Kritik von Leuten über zwölf interessiert mich überhaupt nicht.“


friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2009)

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