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Herzklopfen

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Ich bin ab sofort eine gläserne Hobbysportlerin. Ganz freiwillig.

Jeder Laufschritt, jeder Tritt in die Pedale wird aufgezeichnet, abgespeichert und analysiert. So ist das auch bei meiner Mountainbiketour im Nationalpark Kalkalpen, die mein neuer Radcomputer als „extreme Trainingseinheit“ bezeichnet, gewesen. Laut Aufzeichnung habe ich in drei Stunden 39 Minuten exakt 45,4 Kilometer und 775 Höhenmeter zurückgelegt. Dabei habe ich eine Höchstgeschwindigkeit von 62,1 Kilometer pro Stunde und eine maximale Herzfrequenz von 170 Schlägen pro Minute erreicht (siehe Grafik).

Mit meinem Radcomputer kann ich mich aber nicht nur selbst ver-, sondern auch mit anderen messen. Das stellte ich bei dieser Tour unfreiwillig fest. Bei jedem Anstieg kam von meinem Trainingspartner nämlich ein und dieselbe Frage: „Julia, wie hoch ist dein Puls jetzt?“. Als ich leise „170“ seufzte, schien er zufrieden, sein Puls lag auch beim steilsten Stück zehn Schläge unter meinem. Wie konnte das sein? Dass das rein an seiner besseren Fitness liegt, wollte ich nicht glauben. Deshalb habe ich nach anderen Erklärungen gesucht – und gefunden. Die Herzfrequenz hängt nämlich nicht nur vom Trainingszustand, sondern auch von Alter, Geschlecht, psychischer Belastungen und Gewicht ab. So haben Frauen eine durchschnittlich höhere Herzfrequenz als Männer.

„Der Grund liegt darin, dass Männer – zumindest medizinisch betrachtet – tendenziell größere Herzen haben. Je größer das Herz ist, umso mehr Schlagvolumen hat es und umso geringer ist die Herzfrequenz“, sagt Sportmediziner Sven Thomas Falle von der „Laufsportpraxis“. Die maximale Herzfrequenz bei höchster Anstrengung sei außerdem sowieso kein guter Gradmesser für die Leistungsfähigkeit. Hierfür ist nämlich vor allem das Alter ausschlaggebend. Das Herz junger Menschen schlägt schneller.

Aussagekräftiger ist der Ruhepuls. Der Normwert liegt hier zwischen 60 und 80 Herzschlägen pro Minute. „Sehr gut trainierte Ausdauersportler können niedrigere Werte erreichen“, sagt Falle. Den Ruhepuls werden mein Trainingspartner und ich also als nächstes messen.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2017)

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