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Eine Tränke als Schänke, ein Ausblick als Geschenk

(c) Kommenda
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Mountainbikes mit elektrischem Servoantrieb sind offenbar kein Randphänomen mehr, sondern mitten in der Gesellschaft angekommen.

Das zeigte sich neulich, als ich durch den kleinen obersteirischen Ort Frein an der Mürz Richtung Dürrieglalm radelte: „Hast' kan Motor mit?“, rief mir ein Einheimischer zu, sein Erstaunen durch Betonung des zweiten O unterstreichend. Er hatte natürlich gesehen, dass ich mit einem normalen Mountainbike und keinem E-Bike unterwegs war.

Die Strecke lässt sich so, wie ich sie gefahren bin, nämlich gegen den Uhrzeigersinn, ohne weiteres auch ohne Motor meistern. Für den Start bietet sich Mürzsteg an. Die Anfahrt über sieben Kilometer Straße ist zwar nicht gar so spannend, aber immerhin sorgt dann und wann der Anblick der Mürz für Abwechslung. Und das „tote Weib“, ein Wasserfall, den Autofahrer infolge einer Untertunnelung versäumen, Radfahrer jedoch über 40 Meter herabstürzen sehen und hören.

In Frein beginnt dann eine gut beschilderte Strecke über Forstwege, die ständig moderat ansteigen. Und bald über eine saftig grüne, sanft gewellte Almenlandschaft führen, so wohlig, dass man verweilen will. Wir radeln weiter. Während ich denke, dass die Stärkung auf der Dürrieglalm als höchstem Punkt der Tour etwas spät kommt, sehe ich am Wegesrand eine Tränke, die zur Schänke umgewandelt ist: Durch fließendes Quellwasser gekühlt, stehen Bier und Limonade zur Selbstbedienung bereit. Für die Kassa sollte man Münzen mithaben; allerdings kann man ebensogut von Angesicht zu Angesicht am Ziel bezahlen, denn die Halterleute der Hütte oben sind es, die auch die Tränke-Schänke betreiben.

Den Ausblick am Höhepunkt gibt's als Geschenk: auf die Veitsch in der einen (südlichen) Richtung, die felsige Proleswand, den Königskogel und im Hintergrund den Göller in der anderen. Von jetzt an geht es fast nur noch bergab, auf reichlich Schotter und teilweise ziemlich steil. Deshalb empfehle ich die Fahrtrichtung im Uhrzeigersinn nur sportlicheren Fahrern.

E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2017)

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