Mein Freitag

Endloser Sommer und die Tage verschwimmen

Symbolbild.
Symbolbild. (c) imago/STPP
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Man sollte sich nicht um Dinge sorgen, die nicht zu ändern sind. Wenn man das könnte.

In der Wettervorhersage steht für diesen einen Tag doch tatsächlich „Niederschlagswahrscheinlichkeit: 100 Prozent“. Das schaue ich mir noch genau an. Hundert Prozent bei einer Vorhersage, das ist keine Prognose, das kommt schon einem Befehl gleich, das regt zum Widerstand an. Na gut, die Gummistiefel kann man ja trotzdem einpacken. Werden ohnehin viel zu selten eingesetzt.

Man sollte sich nicht um Wettervorhersagen kümmern. Auch nicht um Stauprognosen. Keine Sorgen machen, dass es zu wenig Parkplätze, zu viele Menschen für zu wenig Sitzgelegenheiten, zu wenig oder zu viel von irgendetwas gibt. Man sollte, wenn man das könnte. „Das Universum mag das nicht“, sagt eine Freundin, und wie sinnlos es ist, sich über Dinge Gedanken zu machen, die nicht zu beeinflussen sind. Es ist ja dann doch so, wie es ist. Und wenn du keine Gummistiefel hast, dann bekommst du eben nasse Füße.

Man schaut den Kindern zu, wie sie am Schulschluss aus der Schule stürzen, mit glücklichen Augen, weil dieser endlose Sommer anfängt, mit den Abenden, an denen keiner ins Bett findet und die Tage ineinander verschwimmen. Sie pflücken Brombeeren, ehe sie schwarz sind und jubeln über die schaurig-schöne Säure. Reifes Obst ist etwas für Feiglinge und Erwachsene.

Sie schürfen sich das Knie auf und weinen, wenn es weh tut und schürfen sich dann das andere auch noch auf. Man zeigt ihnen eine Narbe, die einem von damals, ungefähr im gleichen Alter, geblieben ist. Der Sturz ist noch in Erinnerung und wie die Wunde gebrannt hat im Chlorwasser. Man erinnert sich an Wespenstiche, versäumte Fähren und viele Missgeschicke, die nun für die schönsten Geschichten sorgen.

Irgendwann fängt das an, dass man vorbereitet sein will. Vielleicht, weil die Füße zu oft nass geworden sind.

E-Mails an:friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2017)

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