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Zweckloses Laufen und zwickende Gelenke

Gute Kondition am Berg und sehr schlechte beim Laufen gibt's eigentlich nicht. Die Technik machts.

Um mich herum hat sich in den vergangenen Jahren das Lauffieber verbreitet. Es könnte mit der Angst vor dem körperlichen Verfall zu tun haben, die sich mit steigendem Alter zu steigern scheint, vielleicht auch mit ganz anderen Motiven, wie auch immer: Kamen einst fragende Blicke, wenn das Wort „Marathon“ fiel, werden heute unverzüglich Trainingspläne, Zeiten und Ziele ausgetauscht. Gefühlt gibt es kaum noch jemanden, der nicht gerade für irgendetwas trainiert, der nicht schon einen Marathon gelaufen ist oder zumindest einen Halbmarathon. Ganz fremd ist mir das auch nicht. Alle zwei Jahre lasse ich mich überreden, beim Staffelmarathon in Wien die sechs Kilometer zu übernehmen. Eine Distanz, die zum Glück auch ohne Training bewältigbar ist. Denn dieser Tag im April ist normalerweise der einzige Tag im Jahr, an dem ich meine Laufschuhe wirklich zum Laufen anziehe. Sonst ist mir das Laufen einfach zu mühsam.

Dass ich beim Wandern trotzdem Tempo vorlege, habe ich bisher damit erklärt, dass ich (als Salzburgerin, die als Kind ein eigenes Gipfelheft hatte) wohl nur Bergkondition hätte – was aber offenbar nicht stimmt. Schlechte Laufkondition bei guter Bergaufkondition gibt es normalerweise nämlich nicht, sagt der Leistungsphysiologe Gerhard Smekal von der Uni Wien. Es fehlt wohl an Technik und Gewohnheit. Wem es so geht wie mir, der läuft unökonomisch – was man mit einem Lauftechniktraining laut Smekal innerhalb kürzester Zeit rasch beheben könnte. Sofern man das will. Denn das Problem, dass Laufen im Gegensatz zum Weg auf den Gipfel irgendwie zwecklos ist, bleibt (für mich) bestehen. Umso besser, dass Berggehen für den Körper zumindest ähnlich viel bringen kann wie Laufen. Apropos Verfall: Wenn eines Tages die Gelenke zwicken, dann ist das Berg(auf)wandern die bessere Wahl. Warum also nicht gleich dabei bleiben. Solange man auch noch runtergehen kann.

E-Mails an: bernadette.bayrhammer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2017)

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