Mein Samstag

Katzengeburtstag

Stoffkatze
Stoffkatze(c) imago stock&people
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Das Kind liebt an diesen großen, langen Ferien jene Tage, an denen wir einfach nur zu Hause sind. Ohne Programm, ohne Verpflichtungen. Und mit viel Zeit für Geburtstagspartys von Stofftieren.

Die haben wir, als das Kind zwei Jahre alt war, praktisch täglich gefeiert, und diese eher aufwendige Tradition wird im Sommer 2017 wiederbelebt. Neulich hatte the English Cat Geburtstag. (Aufmerksame Leser werden sich vielleicht erinnern, das ist jene grantige Stofftierkatze, die nur Englisch spricht und der ich zu diesem Zwecke meine Stimme leihe.) In der Hoffnung, dass du aus den mühseligen Vorbereitungen (Tisch decken, Ballons aufblasen, volles Programm) herauskommst, sagst du: „Aber sie hatte erst im Frühling Geburtstag, da kann sie nicht schon wieder feiern.“ „Oh ja“, sagt das Kind. „Sie wird achteinhalb. Das ist ihr erster Einhalb-Geburtstag, daher ist sie besonders aufgeregt.“

Oh great. Wir dekorieren das Wohnzimmer (möglichst leise, damit the English Cat nichts hört, es soll eine Überraschung sein), das Kind beschließt, aus Blättern vom Balkon green Smoothies zu mixen. „Aber Katzen mögen keine Pflanzen“, willst du sagen, lässt es aber sein, damit das Kind nicht zum Spar rennen und Faschiertes für einen Fleisch-Smoothie kaufen will. Es gibt also green Smoothies und eine improvisierte Wackelpuddingtorte. Ich bin eigentlich nicht zur Party geladen, muss aber einspringen und „Happy Birthday“ singen, weil die Partygäste (Flamingo, Storch, Giraffe) diesbezüglich leider auslassen. Dann wickelt the English Cat ihr Geschenk aus: eine Schneekugel. Was man halt als Stofftier so braucht. Anschließend gibt es einen Tanzwettbewerb, bei dem die Stofftiere und ich zu Liedern, die gerade im Radio laufen, tanzen. Ich erwische dieses schreckliche Blues-Brothers-Lied und werde sensationell (und verschwitzt, es ist die heißeste Woche des Jahres) Zweite. Erste wird die English Cat. Weil sie Geburtstag hat, wie mir das Kind zuflüstert. Fazit: Mir ist heiß, im Wohnzimmer schaut es aus wie nach einer Studenten-WG-Feier (nur ohne Rauch), und die Ohrwürmer vom Tanzen verfolgen mich bis in den Abend. Aber wissen Sie was? Wenigstens schreibt sich die Kolumne wie von selbst.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2017)

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