Stadtbild

Wo Denkmalschutz eine Frage des Glücksspiels ist

(c) Wolfgang Freitag
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Zum „Tag des Denkmals“: über die Bewahrung des Kulturerbes – dies- und jenseits des Atlantiks.

Zu jenen zehrenden Agenden, mit denen man es niemandem recht machen kann, gehört der Denkmalschutz. Was den einen zu weit geht, ist vielen anderen noch viel zu wenig. Und auch der „Tag des Denkmals“ (24. September, Näheres unter tagdesdenkmals.at) wird von der beredten Klage einer Aktionsgruppe „Bauten in Not“ begleitet, die zur „Rettung akut gefährdeter, wertvoller Bauten aus dem 20. Jahrhundert“ aufruft.

Selbstredend geht es in Denkmalfragen nicht zuletzt ums liebe Geld. Wo Kunstbewusste die Bewahrung wichtigen Kulturguts sehen, erkennen die Eigner ebendieser Schätze schmerzhafte Eingriffe in ihre Rechte, was durch den Umstand, dass es sich bei dem noblen Signet Denkmalschutz unnoblerweise um einen Titel ohne (finanzielle) Mittel handelt, keineswegs erleichtert wird.

Eben aus den USA zurückgekehrt, darf ich an dieser Stelle berichten, wie man sich jenseits des Großen Teichs des schmählichen Problems entschlägt. Genauer in der vormaligen Goldgräberboomtown Deadwood, South Dakota. Dort nämlich hat man sich, mit der Zerrüttung bedeutsamen Baubestands konfrontiert, in den späten 1980ern dazu verstanden, zwecks Geldbeschaffung für die anstehenden Sanierungen das Glücksspiel zu liberalisieren. Und tatsächlich: Deadwood präsentiert sich heute als putzsaubere Renovierungsmusterstadt, eine „historic landmark“ fürwahr – sieht man von der eher unhistorischen Allgegenwart jener Spielautomaten ab, die den ganzen Wildwest-Zauber finanzieren.

Heimische Denkmalfeingeister mögen da die Nase rümpfen. Verglichen freilich mit der Wurstigkeit, mit der hierorts manch einer die Bewahrung eines Denkmals rentabilisiert, man denke, Beispiel Westbahnhof, an die rüde Verwertung anliegender Liegenschaften, nehmen sich die Spielautomaten von Deadwood nachgerade charmant aus.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2017)

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