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Seenumrundung im Salzkammergut

Der Mondsee.
Der Mondsee. (c) Benedikt Kommenda
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Herbst und See können zum Radfahren eine fantastische Kombination sein: nicht zu heiß und nicht zu kühl an der Luft, und rund ums Wasser führt oft eine Straße, die nur kleine Anstiege und Abfahrten aufweist. Bloß Tretboot fahren gestaltet sich noch flacher – doch sind die Reibungsverluste im Wasser noch ohne Wellen dermaßen hoch, dass man im Vergleich dazu auf der Straße tretend fast wie von selbst vorankommt, und mag diese auch in Wellen verlaufen.

Im Wortsinn erfahren kann man das sehr schön im Salzkammergut, etwa am Attersee. Die Straße rundherum misst 47,2 Kilometer und nur 280 Meter Höhenunterschied. Auch wenn man nicht aufhören soll, sich auf sie und den – zu dieser Jahreszeit angenehm reduzierten – Autoverkehr zu konzentrieren, hat man genug Gelegenheit, den See aus ständig neuer Perspektive zu sehen.

Wenn man Lust hat, kann man auch den benachbarten Mondsee (plus 27,9 Kilometer/160 Höhenmeter) in die Umrundung einbeziehen. Und dabei über die Ortsnamen sinnieren, wie sie der Reihe nach auftauchen. Vom schlichten „Ort am Mondsee“ geht es über das nicht viel einfallsreichere „Am See“ nach „Mondsee“, zwischendurch ein bisschen bergenauf, pardon: bergauf nach „Bergen“. Irritierend wirkt erst die Aufschrift „Schwarzindien“: Der Sagen-Sammler Wolfgang Morscher führt die Bezeichnung auf die Frühzeit der Sommerfrische Anfang des 20. Jahrhunderts und Begegnungen zwischen Städtern und braungebrannten Einheimischen zurück. Diese seien von jenen als „schwarze Indianer“ bezeichnet worden, worauf sie zur Verteidigung ihres Territoriums „Schwarzindien“ gegründet hätten.

Treten Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen, jedenfalls nichts weiter Auffälliges. Den Attersee sollten Sie bloß nicht an diesem Samstag in Angriff nehmen: Am 30. September werden die Straßen gesperrt, ab Mittag starten 1100 Radfahrer im 15-Sekunden-Takt zum Einzelzeitfahren rund um den See. Der „King of the Lake“ wird ermittelt. Territorium hat er aber keines.

E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2017)

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