Mein Freitag

Unentschieden, ob es nach vorn geht oder zurück

Herbst
HerbstAPA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Auf Frucht folgt Fliege, auf Kürbis der Nebel: Auf den Herbst ist Verlass.

Mit dem Herbstobst kommen die Fruchtfliegen. Wenn die Fliegen weniger werden, kommen die Kürbisse. Mit den Kürbissen kommt der Nebel. So ist das jedes Jahr, beruhigend verlässlich ist das. Während der Winter beunruhigend unzuverlässig geworden ist, man weiß ja nicht, ob es durchgehend frühlingshaft bleibt (mit einem frühsommerlichen Höhepunkt kurz vor Weihnachten) oder ob sich vielleicht doch ein paar Schneeflocken zu uns herablassen.

Neben den Kürbissen lehnen noch ein paar müde Melonen in den Regalen, die will keiner mehr. Die sogenannten spättragenden Beeren aber haben noch einen großen Auftritt: Herbst-Himbeeren verheißen Glück, lassen einen aber letztendlich melancholisch zurück, weil sie nicht den Sommer bringen und die Hitze, sondern Halloween. Wir können zwar mittlerweile das ganze Jahr Erdbeeren essen, aber Himbeeren im Oktober, das fühlt sich nicht ganz richtig an, da braucht es Stacheliges, nicht Empfindsames. Deshalb gehen die Kaktusfeigen so gut.

Der Maronistand ums Eck hat schon aufgesperrt, und das Eisgeschäft ist noch offen, das ist der Herbst, nur scheinbar unentschieden, ob es nach vorn geht oder zurück. Ändern kann man es ohnehin nicht. Die Farben, die man noch vor Wochen gern getragen hat, funktionieren nicht mehr, und plötzlich ist die Sehnsucht da nach grauem Kaschmir. Das kann man kaum verhindern. Die Motten auch nicht, übrigens.

Zuerst gibt es nirgends Sturm, dann überall, das ist so wie mit der Kürbissuppe, und es wäre wirklich Zeit für Neues, bevor es mit der Gans losgeht und dem Glühwein. Neu ist auf jeden Fall die Information, wonach sich mehr Menschen beim Avocado-Kern-Entfernen verletzen als beim Kürbisschnitzen. Avocados gibt es übrigens das ganze Jahr, die Nachfrage ist gigantisch.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com+

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2017)

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