Mein Samstag

Ein Smoothie für den Herbst

Bunter Smoothie
Bunter Smoothie(c) imago/CHROMORANGE/Barbara Neveu)
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Der Herbst bringt bunte Blätter, Kastanien und uns zusätzlich noch: Red Smoothies.

Das Kind hat sich vor einigen Wochen nämlich ein neues Hobby zugelegt: Pseudo-Smoothies herstellen. Dafür sammelt es Blätter, Gräser und alles, was es sonst im Park findet, vermischt es mit Wasser und bereitet daraus mit unserem Stabmixer bedenklich aussehende Getränke zu, die es als „Green Smoothies“ bezeichnet und den Stofftieren in Gläsern mit Strohhalm serviert.

Woher diese Begeisterung Jahre nach dem Green-Smoothie-Boom kommt, ist nicht ganz klar. Wir haben keinen Smoothie-Mixer daheim, das Kind würde auch niemals einen echten Green Smoothie (Spinat! Sellerie!) verkosten. Saisonbedingt bekommen die Stofftiere derzeit also Red, Brown und Yellow Smoothies kredenzt, auch wenn the English Cat, der Hund mit den absonderlich großen Augen, und Hobbes, der Tiger, im echten Leben Fleischfresser wären und so ein ekelhaftes Blättergebräu ablehnen würden. Hauptleidtragender dieses Smoothie-Hobbys ist der arme Stabmixer, der sich statt durch weiche Bananen und Fruchtfleisch durch trockenes Herbstlaub quälen muss, das er natürlich nicht in einen pürierten Zustand bekommt. Die Smoothies in der Herbstvariante sind also gehäckselte Blätter, die in einer braunen Suppe schwimmen.

Sonst unterscheidet sich der Herbst mit einer Siebenjährigen nicht maßgeblich von denen davor: Es wird immer noch diskutiert, ob man schon eine Haube braucht oder noch nicht, es wird genauso gern in Gatschlacken gesprungen, und Kastanien werden immer noch fast zwanghaft eingesammelt, nur damit sie sich zuhause ohne weitere Verwendung in Körben stapeln: Kastanienfiguren sind uns noch nie gelungen, essen kann man die Rosskastanien auch nicht und als Smoothie-Zutat für Stofftiere sind sie mangels Häckselmaschine leider auch nicht geeignet. So stehen sie einfach in der Gegend herum. Die Kastanien aus dem Vorjahr haben es in diesem unauffälligen Zustand sogar bis in den Sommer geschafft, ehe ich sie heimlich entsorgt habe. Aber erzählen Sie das bloß nicht dem Kind.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2017)

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