Mein Freitag

Ykk und wie es Scrabble veränderte

Spiele, die mit mehrseitigen Anleitungen daherkommen, werden mittlerweile von vornherein verworfen.

Spiele, die mit mehrseitigen Anleitungen daherkommen, werden mittlerweile von vornherein verworfen, da sonst die Gefahr besteht, dass einer die Nerven verliert und noch einmal das Trauma durchlebt, das die Installierung einer Pulsfrequenzuhr ausgelöst hat. Sie geht übrigens bis heute nicht. Also fällt die Wahl auf Scrabble, das Brettspiel, bei dem man mit zufällig gezogenen Buchstaben Worte legen muss. Es hat alle Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte überlebt und bestechend einfache Regeln. Das Lustigste an Scrabble sind die von den Spielern in eigener Sache vorgebrachten Argumente, warum etwa „Hürz“ kein Wort sei, „ui“ aber selbstverständlich schon. Der Spieler, der sein Ypsilon nicht anbringt (immerhin zehn Punkte wert), lamentiert seit Beginn, dass es außer „Yak“ und „Yacht“ kein mögliches Wort gebe und irgendwer offenbar alle „C“ aus dem Buchstabenbeutel entfernt habe, ein Sabotageakt sondergleichen. Das ganze Spielfeld voll mit T und S, aber kein C zu sehen. So unfair.

Da fällt mir ein, vor vielen Jahren, im analogen Mittelalter des vergangenen Jahrhunderts, ein Kabarettprogramm gesehen zu haben, in dem es um Scrabble ging, ich glaube, es war von den „Hektikern“. Es ist so lange her, dass auch Dr. Google überfragt ist. Jedenfalls wird in dem Sketch Scrabble gespielt und einer bildet triumphierend das Wort „Ykk“, worauf alle lautstark protestieren, dies sei aber sicher kein Wort. Daraufhin sagt er, doch, das stehe auf seinem Reißverschluss. Kurze Ruhe, alle im Saal nesteln an ihren Zipps herum. Dann ungläubiges, unglaubliches Gelächter. Noch während ich erzähle, wird die Sache an den eigenen Hosen überprüft – und es fasziniert noch immer. Wieso eigentlich Ykk? So heißt das weltweit führende japanische Unternehmen, das seit 1936 Reißverschlüsse produziert; in Österreich übrigens im Burgenland. Der Spieler mit dem Ypsilon will nun so richtig abräumen. Aber leider fehlt ihm bis zuletzt ein zweites K.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2017)

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