Stadtbild

Ein Platz zu Neubau – und ein großes rotes Fragezeichen

Neugestaltung im Sommer: Platz der Menschenrechte.
Neugestaltung im Sommer: Platz der Menschenrechte.(c) Freitag
  • Drucken

Wie konnte ich ihn bisher übersehen haben, den Platz der Menschenrechte? Ein Lokalaugenschein.

Wie konnte das nur passieren! Das war mein erster Gedanke, als ich vor ein paar Wochen auf die Nachricht stieß, in Wien seien Pläne für die Neugestaltung eines Platzes der Menschenrechte vorgestellt worden. Ein Platz der Menschenrechte? In Wien? Wie konnte ich ihn bis dahin übersehen haben? Noch dazu einen Platz, der, wie ich ein paar Recherche-Clicks später wusste, „im Herzen der Stadt“ liege, zudem „der flächenmäßig größte Platz in Neubau“ sei, so der damals amtszuständige Bezirksvorsteher bei der Einweihung im Dezember 2014.

Mein Lokalaugenschein dieser Tage verstärkte den Eindruck einer beschämenden Wissenslücke meinerseits. Sage und schreibe zwei (!) Straßentafeln, Rücken an Rücken an einen Lichtmasten neben der Mariahilfer Straße montiert, machen eine Fläche vor der Südostflanke des Museumsquartiers kenntlich, die mit den imperialen Dimensionen eines Beserlparks, aufs Stimmigste eingefasst von U2-Abgang, Gratisradabstellplatz und einer Werbetafel des Typus „City Light“, nachhaltig Eindruck hinterlässt.

Mögen manche auch monieren, es handle sich um eine vom gut 20-mal größeren Museumsplatz nebenan ziemlich willkürlich abgezwackte Restfläche, mögen andere höhnen, dieser Platz könne mit seinen bloß ein paar Hundert Quadratmetern tatsächlich und in ganz anderer Weise, als 2014 offiziell annonciert, „symbolisch“ für die Bedeutung stehen, die den Menschenrechten hierorts dieser Tage zugemessen wird. Hauptsache, er erhält kommenden Sommer seine Neugestaltung: einen zehn Meter langen Tisch mit aufgemalten Tellern samt Zitaten aus der Menschenrechtsdeklaration. Nicht zu vergessen, auf dem Boden, ein gewaltiges rotes Fragezeichen. Das zumindest ist da ganz ohne Zweifel auf dem rechten Platz.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.