Das Ding mit dem Dings

Ding Dings
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Oft fehlen einem die Worte – oder zumindest eines.

Das ist für den Betreffenden zwar betrüblich, weil er dann mit hochrotem Kopf herumzustammeln beginnt. Doch auf der anderen Seite freut sich die Sprachfabrik, in der die ultimative Hilfe für diese peinliche Situation hergestellt wird: das „Dings“. Kaum ein Gespräch vergeht, in dem die universalste aller sprachlichen Variablen nicht eingebaut wird. Es kann den Platz jeder Sache füllen („Ich habe ihm das Dings gegeben“), aber auch an die Stelle von Namen oder Funktionsträgern rücken („Der Dings hat das gesagt“). Doch sollte man den Gebrauch des Dings nicht allzu exzessiv betreiben, schließlich ist das Arbeiten mit mehreren unbekannten Variablen nicht nur in der Mathematik eine Steigerung der Komplexität – und Zuhörer sind schon gewohnheitsmäßig Komplexitätsverweigerer. Und seien wir ehrlich, nicht zu Unrecht. Denn: „Der Dings hat Dings genommen“, da müssen die Zusammenhänge schon sehr deutlich sein, um die Worthülse mit dem passenden Inhalt zu füllen.

Da der Mensch aber sogar in der Einfallslosigkeit nach Abwechslung giert, ist es mit „Dings“ allein natürlich nicht getan. Und so werden in der Sprachfabrik auch erweiterte Varianten des Verlegenheitswortes angeboten. Vom liebevoll-kindlichen „Dingsi“ bis zum eher abwertenden „Dingsbums“ reicht das Portefeuille. (Das „Bumsdings“, wie es einst für eine Kondomwerbung eingesetzt wurde, fällt allerdings nicht in diese Kategorie!) Empfehlenswert ist es übrigens, diese Platzhalter lediglich in der mündlichen Kommunikation anzuwenden. Sonst würden Sie etwa in Zeitungen lesen, dass Dings ein Dings fordert oder dem Dingsbums langsam das Dingsi ausgeht. Und das wäre dann doch ein wenig dings.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2010)

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