Ja, nein, aber generell

nein aber generell
nein aber generell(c) Anna Burghardt
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Der fürchterlichste Dialog überhaupt: "Soll ich irgendetwas mitbringen?" "Nur gute Laune!"

Die kürzesten Wörter erfordern das meiste Nachdenken – nämlich „ja“ und „nein“. Daher mögen wir Entscheidungsfragen auch nicht, schließlich kann man sich um deren eindeutige Beantwortung nicht so einfach herummanövrieren. Und doch haben wir mittlerweile ein Instrumentarium entwickelt, das uns eine eindeutige Festlegung erspart. Ein Klassiker darunter ist die absolute Killerphrase: „Das kann man so nicht sagen!“ Nicht nur, dass man damit die Last abschüttelt, sich in eine Richtung outen zu müssen, wird dem Fragenden auch noch subtil unterstellt, dass er nicht die nötige geistige Kompetenz hat, die richtigen Fragen zu stellen. Vielleicht noch garniert mit einem Goethe-Zitat: „Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen, Bussibär!“ (Ok, das letzte Wort war nicht original von Goethe...)

Man kann das natürlich auch auf andere Arten sagen, etwa: „Ich weiche nicht aus, ich habe nur Probleme mit der Fragestellung.“ Aber oft reicht es uns einfach schon, ein paar Sekunden Zeit zu gewinnen. „Wie meinst du das genau?“ Dann liegt der Ball wieder beim Gegenüber, und man hat die nötige Zeit, um sich Gedanken zu machen, wie man sich möglichst nachhaltig aus der Affäre ziehen kann. Sehr beliebt, um Zeit für die innere Sammlung zu gewinnen, ist seit einiger Zeit die paradoxe Antwort – „ja, nein...“. Dieses Stilmittel ist so erfolgreich, dass es mittlerweile sogar bei Alternativfragen eingesetzt wird: „Willst du nun oder willst du nicht?“ „Ja, nein, blabla...“

Und dann gibt es da noch die Kombination aus der wohl fürchterlichsten Entscheidungsfrage menschlichen Zusammenlebens „Soll ich irgendetwas mitbringen?“ und der abgelutschtesten Antwort: „Nur gute Laune!“ Ich sage dann meist den Besuch ab.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2010)

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