Monsieur Pujol, der Geldscheißer und ich

(c) GEPA (Hans Oberlaender)
  • Drucken

Gleich vorweg bitte um Verzeihung, denn eigentlich sollte man derartige Worte ja gar nicht in den Mund nehmen.

Doch gelegentlich rutscht es dann doch raus – man wünscht sich einen Geldscheißer. Allein, durch Fäkulieren monetäre Erträge zu erwirtschaften, hat sich als Geschäftsmodell bisher nicht wirklich durchgesetzt. Doch in dem Moment, in dem diese Wahrheit demütig hingenommen wird, sei ein Mann erwähnt, der es zumindest auf ähnlichem Wege zu einem ansehnlichen Einkommen gebracht hat.

Joseph Pujol, geboren 1857 in Marseille, hat Ende des 19.Jahrhunderts im Pariser Moulin Rouge Gagen eingestreift, die sogar über jenen seiner Zeitgenossin Sarah Bernhardt lagen. Und das mit einer Tätigkeit, von der man nicht einmal annehmen würde, dass sie überhaupt existiert: Pujol war ein Kunstfurzer. Unter seinem Künstlernamen „Le Pétomane“ blies er zum Gaudium des Publikums mit seinem Darmschließmuskel die Marseillaise, imitierte Musikinstrumente wie die Tuba und inszenierte den Kanonendonner der Schlacht von Austerlitz. Seine Kunst war hoch angesehen, er spielte vor ausverkauften Häusern. Persönlichkeiten wie der britische Thronfolger Edward oder Sigmund Freud amüsierten sich königlich über Pujols Darbietungen.

Ähnlich erfolgreich war der 1966 im britischen Macclesfield geborene Paul Oldfield – er tourte als Kunstfurzer um die Welt und nahm unter seinem Pseudonym „Mr. Methane“ im Jahr 2000 sogar eine CD auf, auf der er unter anderem den Donauwalzer interpretierte. Auf diese Weise lässt sich also tatsächlich Geld verdienen. Aber bevor jetzt Analogien zur heißen Luft anderer Berufsgruppen gezogen werden, brechen wir diese Kolumne lieber ab.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.