Bitte nicht in den Hundehaufen zu treten

Bitte nicht Hundehaufen treten
Bitte nicht Hundehaufen treten(c) Bilderbox
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Allzu gern lässt der Wiener seinen Unmut an die Oberfläche, wenn etwas da ist, was nicht unbedingt dorthin gehört, wo er es gerade erspäht hat.

Es erschüttert ihn mehr in seinen Grundfesten als weltpolitische Ereignisse wie die Revolution in Ägypten und es sorgt für mehr Furchen auf seiner Stirn als Staatsschulden von fast 200 Milliarden Euro. Das, was da liegt – und das ein Hundebesitzer vorher nicht mit einem Plastiksack von der Straße gekratzt hat.

Nun muss man der Stadt Wien zugute halten, dass es in den letzten Jahren immer seltener vorkommt, dass ein Hundehalter das dampfende Etwas einfach liegen lässt. Zunehmend ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, die Haufen fachmännisch abzutragen – es hat sich so etwas wie ein Bewusstsein gebildet. Und das alles dank eines in Wirklichkeit schwachsinnigen Slogans, der sich in die Gehirngänge der Menschen eingebrannt hat: „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl.“ Es scheint, dass der Wiener Hundebesitzer genau darauf gewartet hat, mit einem derart primitiven Reim, der irgendwo zwischen plumper Politparole und Musikantenstadl pendelt, erzogen zu werden.

Die Wiener Linien beschreiten zum Glück einen anderen Weg. Sie weisen ab Mittwoch mit Piktogrammen auf die Gefahren hin, die in der U-Bahn lauern. Auf einem Bild wird ein Strichmännchen in der Tür eingeklemmt, auf einem anderen tappt es genau in den Spalt zwischen Bahnsteig und Zug – und bei beiden Bildern vermittelt ein roter Stern, dass das ein bisschen wehtun könnte. Ob sich der Wiener U-Bahn-Passagier dadurch davon abhalten lässt, in die sich schließende Tür hineinzuhechten, sei dahingestellt. Aber es ist zu hoffen – sonst droht künftig eine Durchsage à la „Sackerl-Gackerl“ in jeder Station. Wobei, „Halt, da ist ein Spalt“ hat ja fast schon wieder etwas.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2011)

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