Das Zwerchfell, die Liebe und die Unterhose

Zwerchfell Liebe Unterhose
Zwerchfell Liebe Unterhose(c) Bilderbox
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Gegen kaum eine andere Plage gibt es ein derart großes Arsenal an Ratschlägen wie beim Schluckauf.

Gegen kaum eine andere Plage gibt es ein derart großes Arsenal an Ratschlägen wie beim Schluckauf. Kaum tritt die reflektorische Kontraktion des Zwerchfells mit Unterbrechung durch plötzlichen Stimmlippenverschluss auf, kann man sich unterschiedlicher Tipps in der Anzahl aller umgebenden Personen sicher sein. Gleichzeitig ist allen Bekämpfungsmaßnahmen gemein, dass sich die Wirksamkeit indirekt proportional zur Auffälligkeit verhält. Das simple und dezente Anhalten der Luft zeigt etwa in der Regel keinerlei Wirkung. Umgekehrt ist es hocheffizient, wenn ein Begleiter dem Hicksenden die Finger in die Ohren steckt, ein zweiter dessen Nase verschließt und ein dritter dem armen Schlucker so lange aus einem Glas Wasser zuführt, bis er keine Luft mehr bekommt. Ähnlich effektiv soll Luftanhalten im Kopfstand wirken. Auch langem und innigem Küssen wird eine helfende Wirkung zugeschrieben – wenn auch in diesem Moment wohl keine allzu romantisierende.

Und doch gibt es sie, die hochwirksamen kleinen und unauffälligen Tricks. So wie damals, als ein alter Bekannter bei einem Freund und dessen Mutter zu Gast war. Im Lauf des Abends wurde zunehmend dem Wein zugesprochen, mit der Konsequenz, dass die 72-jährige Dame plötzlich zu hicksen begann. Peinlich berührt ob des Zwechfellaufstandes suchte sie ihr Heil zunächst in dezentem Aussetzen des Atmens, scheiterte damit aber ebenso wie mit kleinen Schlucken Wasser und dem Einrollen der Zunge. Schließlich setzte der alte Bekannte einen ernsten Blick auf, nahm die Dame an der Hand und fragte sie mit süßlichem Unterton: „Edith, welche Farbe hat deine Unterhose?“

Was soll man sagen, es hat funktioniert. Schade nur, dass der Überraschungsmoment mit der Unterwäsche nur ein einziges Mal funktioniert. Beim nächsten Mal wird er wohl die Dosis steigern müssen. Und Edith einen Heiratsantrag machen.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2011)

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