Stell dir vor, der Strom auf der Rolltreppe fällt aus...

Stell Strom Rolltreppe faellt
Stell Strom Rolltreppe faellt(c) Dapd (Volker Hartmann)
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Geschwindigkeit spielt in Actionfilmen eine tragende Rolle.

Geschwindigkeit spielt in Actionfilmen eine tragende Rolle – im besten Fall merkt das Publikum vor lauter Speed gar nicht, wie dünn die Handlung eigentlich ist. Dementsprechend sind Verfolgungsjagden mit Autos, Bussen, U-Bahnen oder Schnellzügen geradezu prädestiniert. Ein Schattendasein fristet dagegen die Rolltreppe. Schade, eigentlich. Denn im wirklichen Leben spielen sich auf ihr tagtäglich Dramen ab. Da wird geflucht, gerempelt, gestoßen und gestolpert – mit oder ohne Fremdeinwirkung. Was gegen eine filmische Nutzung spricht, ist allerdings die Geschwindigkeit, die in der EU mit maximal 2,7 km/h nicht rasend spektakulär ausfällt. Gerade einmal alte Rolltreppen sowjetischer Bauart, wie sie etwa in der Prager Metro noch verwendet werden, bringen es auf bis zu 9 km/h. Aber zugegeben, für im Fahrtwind flatternde Haare sorgt das noch lange nicht.

Auch ein weiteres Genre bleibt den Rolltreppen verwehrt, nämlich der klaustrophobische Katastrophenfilm. Während das klassische Setting Stromausfall mit einem Aufzug – kleine Gruppe mehr oder weniger psychotischer Menschen ist in der Kabine gefangen – einwandfrei funktioniert, wagen sich Regisseure nur selten an stehen gebliebene Rolltreppen heran. Wobei die durchaus ein gewisses Potenzial haben: Auf einmal flackert das Licht, mit einem Ruck bleibt die Treppe stehen – die Fahrgäste erstarren mit ihr. Nervosität entsteht, Konflikte brechen aus, es kommt beinahe zur Eskalation. Doch schließlich kommt ein Spezialtrupp der Feuerwehr, vielleicht mit Keanu Reeves als Leiter, der die zu Tode verängstigten Menschen rettet.

Im Übrigen ist es wirklich abenteuerlich, über eine stehen gebliebene Rolltreppe zu gehen. Ständig wartet man darauf, dass sie losfährt. Und am Ende wundert man sich, dass man beim Aussteigen nicht so rasant wie sonst abgeworfen wird. Soll noch einer sagen, dass man da keinen Actionfilm draus machen könnte.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2012)

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