Naschmarkt: Der Adventmarkt, der nicht funktionieren will

Der Adventmarkt am Naschmarkt
Der Adventmarkt am NaschmarktEva Winroither
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Verpatzte Premiere: Vom neuen Adventmarkt zwischen Mariahilf und Wieden hat man sich viel erhofft, in der Praxis macht der Markt auf dem Markt aber Probleme: Es gibt kaum Besucher, die Standler rechnen mit Verlusten.

Wien. Wie groß war die Motivation am Anfang. Der Naschmarkt sollte seinen eigenen Adventmarkt bekommen. Den Wunsch danach hätte es schon länger gegeben. In diesem Jahr wurde er endlich umgesetzt. Vor der Eröffnung betonte man den „kleinen, bezaubernden“ Charakter des Marktes auf dem Markt. Viel Ware und wenig Gastronomie sollte es geben, man wolle dem Naschmarkt selbst ja nicht zu viel Konkurrenz machen. Und jetzt?

Fast drei Wochen nach der Eröffnung macht sich Ernüchterung auf der Schleifmühlbrücke breit, die für den Markt extra gesperrt wurde. Etwas mehr als zehn Stände stehen lieblos aneinandergereiht auf der kleinen Fläche. Es gibt keine Weihnachtsbeleuchtung und kaum Plakate. Nur ein paar Besucher sind zu sehen. Die meisten laufen schnurstracks daran vorbei.

Dementsprechend trüb ist auch die Stimmung der Standler. „Ich kann froh sein, wenn ich die Standmiete hereinbekomme“, sagt etwa Walter Kragler, der auf seinem Stand Retro-Metallschilder mit Bildern aus den 50ern bis 80ern verkauft. Was für ihn doppelt hart ist. Kragler hat nämlich eigentlich ein Souvenirgeschäft am Kahlenberg, das heuer wegen Bauarbeiten am Kahlenberg sehr schlecht gelaufen ist. „Ich dachte, dann machen wir wenigstens da ein Geschäft.“ Daraus werde jetzt nichts. Auch sein Kollege vom Lebkuchenstand sagt: „Das wird sicher ein Verlust.“

Wo ist die Beleuchtung?

Dabei wäre der Markt vom Angebot her gar nicht so schlecht. Eine junge Griechin verkauft hier selbst gemachten Schmuck, ein junger Mann italienische Spezialitäten. „Der gleiche Stand auf dem Schönbrunner Adventmarkt läuft super“, sagt der Italiener. Nur hier nicht. Es dürfte wohl die Lage sein, gekoppelt mit dem ersten Mal, dass der Markt gar so wenig frequentiert wird. Die Standler selbst sparen nicht mit Kritik. „Wir liegen quer gegen den Fußgängerfluss. Wir sind ein Hindernis“, sagt etwa Kragler. Weihnachtslichter wurde versprochen, zu sehen sind sie nicht. Es gebe kaum Werbung. „Es hat einfach keinen Weihnachtsdorfcharakter“, sagt eine Verkäuferin.

Leicht hatte es der Markt auch nie. Zur Eröffnung begann der Streit rund um die Sperre der Schleifmühlbrücke (der sechste Bezirk will die Sperre, der vierte nicht). Der Markt selbst, glaubt Kragler, „war auch nur Mittel zum Zweck, um die Brücke zu sperren. Und wir sind jetzt das Bauernopfer.“ Vorwürfe will man aber niemandem machen. Weil sich jeder, der daran beteiligt war, bemüht habe. Und zuletzt wäre es etwas besser gelaufen. Nur ob man nächstes Jahr wiederkommen werde, traut sich niemand zu sagen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2013)

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