Ich schenke, du schenkst, wir schenken

Weihnachtsgeschenke
Weihnachtsgeschenke(c) Michaela Bruckberger
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Die einen freuen sich darauf, für andere ist es der unangenehmste Part des Weihnachtsfests: die Geschenke. Schenken ist ein altes Ritual, das dem Schenkenden mehr gibt als dem Beschenkten.

Es soll sie geben, die organisierten Schenker, die sich bereits das ganze Jahr über Gedanken und womöglich gleich Notizen machen, was Mutter, Großonkel, Ehefrau, der beste Freund und die Kinder zu Weihnachten bekommen. Doch sie sind vermutlich in der Minderzahl, zumindest reden sich das die Chaos- und In-letzter-Minute-Schenker ein. Im Grund ist es vollkommen egal, zu welcher Gruppe man sich eher zugehörig fühlt, die Soziologie sagt, keiner schenkt ganz ohne Eigennutz. Und im Grunde befriedigt uns Schenken mehr als das Beschenktwerden.

Die Wissenschaft hat die Ars donandi, die Kunst des Schenkens (©Seneca), lange Zeit so gut wie ignoriert und als historisch überholte Form des Austauschs primitiver Gesellschaften gesehen, wie die Wiener Soziologin Elfie Miklautz in Interviews und ihrem Buch „Geschenkt“ (2010) betont. Erst in jüngerer Zeit befasst sich die Wirtschaftssoziologie genauer damit, Schenken ist ein hochritualisierter Vorgang, der Nähe und Verbindlichkeit zwischen Menschen erzeugt. „Das Geschenk wandelt flüchtiges Miteinander in Verbindendes, in etwas Dauerhaftes“, sagt Miklautz. Der Vorgang des Schenkens muss zwar nicht automatisch glücklich machen, aber er kann. „Weil man sich in der eigenen Großzügigkeit zu sonnen vermag. Man beglückt also nicht nur den anderen, sondern auch sich selbst.“ Vor allem zu Weihnachten besteht der Schenkvorgang aus einem Geben und Nehmen. Denn selbst der großzügigste Schenker erwartet sich im Gegenzug zumindest eines: Dankbarkeit.

Miklautz sieht Schenken auch als Gegenwelt zur kapitalistischen Marktlogik. Wobei sich das mitunter ein wenig aufweicht. Es mag an der Zunahme der Chaos-Schenker liegen oder daran, dass sich das gefühlte Stresslevel bei uns allen erhöht, aber eine Sache kommt beim Schenken immer öfter vor: das lang geplante Gemeinschaftsgeschenk. Da legen viele Freunde oder alle Verwandte zusammen, wählen einen Organisator aus und überreichen dem Beschenkten statt vieler kleiner Aufmerksamkeiten (die der oder die meist entsorgt) eine große, vernünftige, meist kostspielige Sache. Aus pragmatisch-praktischen Gründen ist das nachvollziehbar, letztlich geht aber der Ich-schenk-dir-etwas-Gedanke, der Verbundenheit zwischen zwei Menschen ausdrückt, ein wenig verloren.

Egal, ob Sie gemeinsam oder allein, im Chaos oder lang geplant schenken. Wir liefern im Folgenden ein paar Last-Minute-Schenk-Tipps für besonders schwer (oder leicht) zu beschenkende Menschen.

Für Volksschulbuben

Buben im Volksschulalter lassen einen ganz gern wissen, was sie sich wünschen. Leider gibt es manche Dinge nicht zu kaufen, etwa einen Zauberstab, der verlorene Legosteine auftauchen lässt. Andere Wünsche sind zu teuer oder kommen zu früh (ein eigenes Auto, bitte Elektro). Manches ist teuer, toll und sinnvoll (Ski), löst dann aber keine Jubelstürme aus. Folgende Geschenke kommen immer gut an.

Fußballtrikot

Nicht jeder Bub mag Fußball. Aber fast jeder. Und auch die, die es selbst nicht spielen oder gern zuschauen, finden so manches Fan-Trikot cool (FC Barcelona ist auch farblich sehr hübsch). Mit einem Fußballleiberl der österreichischen Nationalmannschaft liegt man heuer aber garantiert nicht falsch. Achtung, es gibt keine Preisbindung für die offiziellen Fan-Trikots, manche Ketten bieten die Leiberl im neuen Retrodesign um bis zu zehn Euro billiger an. Es gibt übrigens auch neue Fußballsocken, unverzichtbar.

Lego oder Playmobil

Es gibt Lego-Kinder und es gibt Playmobil-Kinder, und es gibt Kinder, die beides lieben. Ein Teil aus den unendlichen Spielwelten der beiden sollte dabei sein. Es muss nicht die größte Lego-Packung sein, nur die richtige Themenwelt. Und Vorsicht: Es gibt „gute“ und „böse“ Figuren, andere Kinder dezent um Rat fragen. Bei Playmobil gilt: Je kompakter das fertige Ding, desto eher wird damit gespielt. Und herumkullernde Playmobil-Teile geben auch den Eltern den Rest.

Ein Ball

Egal, welcher Größe, egal, welcher Art: Rund muss er sein. Ob Murmel, Flummy, Softball oder Fußball: Man kann nie genug Bälle haben, sie ersetzen jedes andere Spielzeug.

Kapla-Steine

Man kann mit allen Dingen bauen. Und es gibt wesentlich billigere Bausteine. Aber wer einmal Kapla-Steine in der Hand hatte, will mit keinen anderen mehr bauen. Jedes Holzplättchen hat die exakt gleichen Abmessungen, es können die aberwitzigsten Türme und Kunstwerke errichtet werden. Und: Sie halten. Wenn man sie zum (meist gezielten) Einsturz bringt, ist sogar das Geräusch einzigartig. Sogar ältere Kinder (und Eltern) werden bei diesen Steinen wieder zum Baumeister. Wichtig: Unter 500 Stück braucht man gar nicht anzufangen.

Carrera-Bahn

Auch für die Carrera-Bahn gilt: Das Alterslimit ist nach oben offen. Das Schöne daran ist: Man kann sie immer weiter ausbauen und verbessern. Und ständig reparieren. Das gilt auch für die Autos. Und wenn die Autos dann, wenn die Bahn endlich makellos gebaut ist, rückwärts fahren? Es gibt eine ganz einfache Lösung dafür. ki

Für Lesende und Lesefaule

Ein Buch als Geschenk ist fast so intim wie ein Parfum. Doch kümmern sich die wenigsten Geber darum und überreichen, was ihnen auf-, eingefallen ist oder selber gefällt. Deshalb sind Buchgeschenke auch ebenso heikel wie Parfumgaben. Macht nichts, Hauptsache es wird gelesen. Mit Glück ist es wie in der Liebe, durch Zufall kommen die Richtigen zusammen.

Kriminalgeschichten

Sigrid Löffler empfahl für die ORF-Bestenliste im Dezember „Schöner als die Einsamkeit“ von Yiyun Li, die anhand des Lebens dreier Freunde die Desillusionierung der jungen Generation in China beschreibt und den Kulturschock für Chinesen in Amerika. Dazu passen Krimis von Qiu Xiaolong, Shanghaier, der im US-Exil lebt und farbenreich Brüche zwischen Tradition und Moderne, kommunistischem Kapitalismus, Ausbeutung und dem „Leben trotzdem“ in China schildert. Eine weitere für mich faszinierende Weltgegend ist der Iran: Norbert Mayer empfiehlt mir „Der Kalligraph von Isfahan“ von Amir Hassan Cheheltan: über den Konflikt zwischen der mystischen Tradition der Stadt und der schiitischen Geistlichkeit 1722.

Geschichten aus der Welt

Die Kanaren gelten zu Unrecht als „abgegrast“. Speziell Teneriffa birgt hinter einer aufdringlichen Fassade von Massentourismus paradiesische Natur und lebendige Städte (Santa Cruz!). Vom Kampf der Ureinwohner gegen die spanischen Eroberer handelt „Tanausú, König der Guanchen“ des Kulturwissenschaftlers Harald Braem. Weiter weg, aber auch ein Paradies für Vulkan-Fans: La Réunion. Die deutsche Journalistin Birgit Weidt hat einen 288-Seiten-Führer verfasst (National Geographic Taschenbuch).

Entschleunigungsprogramm

Junge Leute lesen gern Erfahrungsberichte, z. B. vom kanadischen Ex-Astronauten Chris Hadfield („Anleitung zur Schwerelosigkeit: Was wir im All fürs Leben lernen können“ war heuer ein Bestseller, der englische Titel ist – wie meist – origineller: „An Astronaut's Guide to Life on Earth“.) Meiner gestressten besten Freundin empfehle ich als Entschleunigungsprogramm Peter Handkes wunderbare Alltagsbeobachtungen „Gestern unterwegs“. Einem Unbekannten würde ich ein Tablebook schenken: etwa über Chaplin („The Charlie Chaplin Archives“), Bettina Rheims, David Bowie (alle Taschen Verlag) oder Südfrankreich.

Die Schwarte

Ich hatte mir fest vorgenommen, keine Schwarten von über 1300 Seiten mehr zu lesen. Aber die Festspiele Reichenau spielen in der kommenden Sommersaison Heimito von Doderers „Dämonen“. Ich schaute hinein. Was für ein Buch! Auf den ersten zehn Seiten alles über den Homo austriacus. Das also wird meine Feiertagslektüre. bp

Für Liebende

Gerade den Menschen, die man am meisten liebt, hat man im Lauf der Jahre vielleicht schon alles geschenkt, was einem irgendwann eingefallen ist. Um nicht bei null von Neuem anfangen zu müssen oder nur der Krimskrams-Schublade zuzuarbeiten, empfiehlt sich vielleicht ein postmaterielles Re-Set. Zwei Geschenkideen.

Das Liebeslied nach Maß

Ideal für alle, die womöglich unter dem auch noch das Jubiläum ihres Liebesglücks zelebrieren, ist zum Beispiel ein maßgeschneidertes Liebeslied. Sinn für Musikalität vorausgesetzt, versteht sich. Für Weihnachten 2015 geht sich auf der Website My-Lovesong.de nur mehr die um knapp 20 Euro sofort verfügbare Version „Lovesong mit Euren Vornamen“ aus. Für Valentinstag ist man noch mit einem eigens komponierten Liebeslied, das die Geschichte eines Paars erzählt, auf Kurs: Das entsteht nämlich innerhalb von zwei Wochen und kommt auf vergleichsweise wohlfeile 130 Euro. Ein Schnäppchen, verglichen mit dem Engagement eines eigenen Haus- und Hofkomponisten.

Ein Porträt in Dingen

Eine schöne Möglichkeit, sich als Paar porträtieren zu lassen, bietet „Presse“-Fotografin Teresa Zötl auf ihrer Homepage Detailsinn.at an: „Porträts in zehn Dingen“ lässt Zötl gemeinsam mit ihrem Partner Maurizio Maier entstehen. Das sind Stillleben, die kunstvoll aus von beiden Partnern ausgewählten Gegenständen, die das Paarleben charakterisieren, zusammengetüftelt werden. Hier lassen sich übrigens ganz gut Weihnachtsgeschenke vergangener Jahre wiederverwenden. dk

Für Social-Media-Nerds

Das neueste Smartphone, die Bluetooth-Kopfhörer und den 3-D-Drucker haben sie sich längst selbst gekauft, die Social-Media-Junkies. Aber es gibt vieles, was man jenen, die den Großteil ihres Alltags im Netz verbringen, schenken kann. Selfie-Sticks und neonfarbene Cyber-Clean-Schwämme zur Reinigung von Tastaturen sind schon wieder out.

Squatty-Potty-Stuhl

In ist dafür alles, wo Einhörner drin oder dabei sind. Wer sich viel im Internet tummelt, kennt etwa das skurrilste Werbevideo des Jahres. Auf YouTube wurde der „Squatty Potty“-Spot bisher zehn Millionen Mal angeschaut. Ein Märchenprinz erklärt darin anhand eines pausbäckigen Einhorns mit Regenbogenmähne, wie sich der Darm leichter entleert, wenn man auf der Toilette eben dieses „Squatty Potty“ benutzt, ein Stockerl zum Abstellen der Beine. Das Video wirkt wie Satire, ist aber ernst gemeint. Das US-Start-up, das den Schemel herstellt, ließ sich bei der Werbung von der Agentur Harmon Brothers beraten. Prompt stieg der Squatty-Potty-Absatz. Auf Amazon ist der Schemel innerhalb von zwei Tagen lieferbar (das Original und viele No-Name-Nachahmer um ca. 26 Euro pro Stück). Ein Geschenk, das bei Kennern des Spots mit Sicherheit für Lacher sorgt und den Gesprächsstoff am Weihnachtsabend in ungewöhnliche Bahnen lenkt, aber vielleicht auflockert.

Touchscreen-Handschuhe

Eigentlich erstaunlich. Smartphones gibt es auch schon wieder ein Jahrzehnt und trotzdem haben sich Touchscreen-Handschuhe noch nicht richtig durchgesetzt. Dabei sind die Screen Gloves gerade in Ländern mit einem langen, nasskalten Winter ziemlich praktisch. Sie haben leitende Spezial-Fingerkuppen an Daumen und Zeigefinger, die einem die Benutzung von Smartphone und Tablet auch erlauben, ohne dass einem dabei die Finger einfrieren. Im Netz von verschiedenen Herstellern von zehn bis 30 Euro.

Instagram-Follower

Fällt auch mehr unter die Kategorie Scherzgeschenk. Aber manche Bloggerin oder erfolgsorientierte PR-Frau freut es vielleicht, wenn man ihr ein paar zusätzliche (Fake-)Follower auf Instagram kauft. Anbieter wie Follower24 bieten tatsächlich eine höhere Reichweite in sozialen Netzwerken (100 Follower für 4,99 Euro, 5000 für 34,99 Euro) – und das mit Diskretion, versteht sich. Aber Achtung: Instagram löscht rigoros Fake-Profile, wenn sie sie entdecken. awa

Tücken des Gutscheins

Ohne Disziplin kann das danebengehen. Von Erich Kocina

Gutschein. Das sagt sich so einfach. Doch hinter diesem Begriff aus der weihnachtlichen Geschenkelehre verbergen sich Fallstricke, lauern im Hintergrund immer Täuschung und Enttäuschung als Begleiter. Also Vorsicht, denn Gutschein ist nicht gleich Gutschein. Die simpelste Variante ist der Einkaufsgutschein – bereits bezahlt, zur Verwendung in einem bestimmten Geschäft oder Lokal. Mit dem potenziellen Fallstrick, dass die Summe darauf nicht reicht und der Beschenkte etwas zuzahlen muss.

Die nächste Stufe ist das Schenken von Erlebnissen – also Konzerten, Theater oder etwa einem Fallschirmsprung. Hier lauern zweierlei Gefahren. Wählt man für das besondere Ereignis schon ein Datum aus, muss der Beschenkte da auch wirklich Zeit haben. Ein sanftes Vorfühlen bei Partnern oder Freunden des Beschenkten ist da hilfreich. Wichtig, dass an besagtem Tag der Kalender mit irgendeinem Fake-Termin blockiert wird. Schenkt man ohne Datum, lauert eine andere Gefahr – dass der Gutschein nämlich Monate oder Jahre in irgendeiner Lade vor sich hin schlummert. Bis er irgendwann vergessen wird. Und wenn der Elektromarkt dann in Konkurs gegangen ist, findet man ihn plötzlich wieder.

Als Lösung bietet sich ein nicht bezahlter Gutschein an. Liebevoll unter dem „Gutschein für einmal mit mir Gokart fahren“ in Handschrift vermerkt, dass man sich nur mit einem Terminvorschlag melden müsse. Oder dass man irgendwann einmal daheim ein indisches Essen bereiten wird. Wie viele solcher Gutscheine wohl schon wie faule Kredite abgeschrieben wurden? Damit kein Missverständnis entsteht, ein Gutschein ist keineswegs ein liebloses Geschenk, mit dem man sich viel Denkarbeit erspart. Damit auch wirklich etwas daraus wird, erfordert er aber viel Disziplin. Vom Schenkenden und vom Beschenkten.

Ganz persönliches Glück

Das Basteln blüht auf zur Weihnachtszeit. von Norbert Mayer

Selbermachen ist in unserer geschäftigen Zeit neben dem Boykott der wirksamste individuelle Protest gegen die Industrie mit ihren Massenwaren. Man muss kein Mahatma Gandhi sein, um damit Erfolg zu haben. (Im passiven Widerstand rief er einst dazu auf, dass die Inder selbst Salz gewinnen, um das britische Monopol zu unterlaufen.) Es genügt, das Strickzeug hervorzuholen, mit dem die Generation der Großeltern täglich umging, oder Kochkurse zu besuchen. Neuerdings kommt sogar das Einkochen wieder in Mode. Mit dem Erfolg der Supermärkte war das geheimnisvolle Wort Einweckglas zuvor fast in Vergessenheit geraten.

Der Trend zum Eigenen lebt auch zu Weihnachten auf. Selbstgemachte und gebastelte Geschenke haben hohen Stellenwert. Das Signal: Schaut her, wie viel Zeit ich verwendet habe, um euch zu beglücken! Wie viele Wochen hat wohl die Herstellung dieses Pullovers aus ökologisch einwandfreier Almschafwolle gebraucht? Pensionisten als Hobby-Imker, Kollegen, die aus den kalten Alpen in die Toskana geflüchtet sind, um dort selbst Olivenöl zu pressen, Verwandte, die mit Apfelsaft und Gläsern voll Marmelade aus eigener Produktion aufwarten, sind en vogue. Solche Gaben darf man niemals ablehnen, sondern muss sich beglückt fühlen. Die einzig richtige Reaktion: Man revanchiert sich (das Wort bedeutet „rächen“) mit eigenen autodidaktischen Versuchen, die Warenwelt zu verbessern.

Selbstgemachtes erzeugt jedoch auch Druck. Das wissen jene, die Kinder haben: Erste Zeichnungen der Zweijährigen, meterlange Krokodile aus Pappmaché, rote Drachen, bunte Mützen und bemalte Tassen lassen Elternherzen höher hüpfen.

Was aber, wenn die Produktion Jahre anhält, das gut Gemeinte bald flächendeckend ist? Solche Geschenke werden zur Dauerbelastung, zum Gewissenskonflikt. Niemals wird man sich von ihnen trennen! Fest verwahrt liegen sie in den Kisten im Keller neben jenen mit den Häkeldecken längst verblichener Großtanten.

Wir schenken uns nichts

Im Vorfeld weniger Stress, danach fehlt etwas. von Anna Wallner

In meiner Familie hat das Nicht-Schenken unter Erwachsenen eine lange Tradition. Mitte der Achtzigerjahre beschlossen Eltern und Großeltern, einander nichts mehr unter den Christbaum zu legen, nur mehr die Kinder zu beschenken. Mit den Jahren wurde die Einhaltung dieses Brauchs allerdings schwierig – und löchrig. Längst sind alle Familienmitglieder erwachsen. Es gibt nun also die jungen Erwachsenen, die nach wie vor von Tanten, Onkeln, Omas beschenkt werden und diese beschenken – und es gibt, nun ja, es lässt sich nicht höflicher formulieren: die älteren Erwachsenen, die sich noch an ihre alte Anti-Stress-Weihnachtsregel halten.

Wobei, ganz richtig ist das auch nicht mehr. Die Großmutter kann es sich doch nicht nehmen lassen, jedes einzelne Familienmitglied zu bedenken. Sie folgt dabei einem mehr oder weniger präzisen Besorgungsplan, der alle zur Verfügung stehenden Enkel oder Kinder einbezieht, die aufgerufen werden, das Geschenk für einen oder alle anderen zu besorgen.

Generell ist das mit dem nichts Schenken so eine Sache. Es hat natürlich Vorteile, minimiert es im Vorfeld die vorweihnachtliche Hektik und macht es im Nachhinein das gekünstelte „Ah“ und „Oh, vielen Dank“ rufen obsolet, obwohl man genau weiß, dass man den neuen Paulo Coelho wieder nicht lesen wird. Wenn man das Glück hat, in einer Familie aufgewachsen zu sein, die sich genau überlegt, wie man den anderen eine Freude bereiten kann (was mit geschickter Fragetechnik im Vorfeld einhergeht), vermisst man am Heiligen Abend eben doch etwas. Und seien es nur ein paar rührende Worte, die zeigen, wie sehr einen der andere schätzt.

Eine sinnvolle Alternative zum nichts Schenken ist übrigens: Spenden an eine wohltätige Einrichtung und der Familie in einer Karte erläutern, wem man heuer statt ihnen eine Freude gemacht hat.

Hilfe beim Schenken

Es gibt natürlich kein ideales Geschenk. Wer schenkt, braucht vor allem eine große Portion Einfühlsamkeit und Wissen über sein Gegenüber. Seit Kurzem hilft die Webseite ichschenke.at Schenkmuffeln bei der Arbeit.

So funktioniert's: Der Schenker beantwortet auf ichschenke.at ein paar Fragen zur Person, die er oder sie beschenken möchte (Dauer: eine Minute) und erhält danach über 50 Geschenk-Tipps zu unterschiedlichen Preiskategorien, die man auch gleich bestellen oder theoretisch selbst besorgen kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2015)

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