Ein Punsch mit Blick auf die Wachau

Stift Göttweig in der Wachau: Zum 37. Mal lädt das Stift zum „adventlichen Zauber“.
Stift Göttweig in der Wachau: Zum 37. Mal lädt das Stift zum „adventlichen Zauber“.(c) Clemens Fabry
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Adventkonzerte, ein Krippenschnitzer und ein fast kitschfreier Weihnachtsmarkt: So gibt sich das Stift Göttweig im Advent.

Man hat längst den Überblick verloren, so viele Christkindlmärkte gibt es mittlerweile. Auch und gerade in Niederösterreich: Manche haben nur an wenigen Tagen geöffnet (wie die 14 Weihnachtsmärkte im Weinviertel an diesem Wochenende), andere mehrere Wochen lang. Dass man in einer Vorweihnachtssaison auch nur einen Bruchteil davon besuchen kann: fast aussichtslos.

Einer der Klassiker dieser unübersichtlich großen Auswahl ist dabei das Stift Göttweig in der Wachau. „Adventlicher Zauber“ nennt das Benediktinerstift seine vorweihnachtlichen Aktivitäten, die man noch bis inklusive 8. Dezember besuchen kann.

Stilvoll, und so gut wie kitschfrei. Festlich, aber nicht überladen: So präsentiert sich das Stift Göttweig in der Vorweihnachtszeit. Wer durch die kleine Gartenanlage zur Stiftskirche spaziert, wird – sofern er dies in der Dämmerung tut – von kleinen Laternen entlang der Wege geleitet. Frieren muss man hier, im Unterschied zu vielen anderen Adventmärkten, nicht: Befindet sich der Markt doch im Inneren des Stifts, auf Gängen und in mehreren Räumen sind die Stände aufgebaut – der Markt ist dabei viel größer, als man vermuten würde.

Wildschinken und Marillenlikör

Auf den Gängen werden vor allem Waren kulinarischer Art präsentiert: Schnell kommt man mit den Produzenten ins Gespräch, verkostet Wildschinken da (bei Plaras Wilden Schmankerln) oder erfährt mehr über geräucherte Fische dort (beim Waldfisch-Stand). Natürlich gibt es auch Marillenlikör und -marmelade (wir sind schließlich in der Wachau).

Es muss einem nicht alles gefallen, was hier gezeigt wird: In die Kategorie Ramsch fällt hier aber kein einziger Aussteller, im Gegenteil. Einige Räume des Stifts wurden von den Händler stimmig gestaltet: Ein Raum ist etwa in Grün-Weiß gehalten, ein anderer in Rot: Neben Christbaumschmuck in diversen Spielarten findet man hier etwa Taschentuchboxen aus Stoff, Türstopper in Katzenform, Notizbücher oder Kränze für die Tür.

In einem Raum hat sich der Südtiroler Krippenschnitzer Thomas Comploi ausgebreitet, dem man hier täglich ab 10 Uhr bei der Arbeit zuschauen kann. (Krippen in verschiedenen Varianten gibt es in Göttweig selbstredend auch zu kaufen.) Das deutsche Atelier Lila bietet nebenan hübsches Holzspielzeug an, darunter schön gestaltete Uhren. Die Seifenwerkstatt aus Pottenbrunn verkauft originelle Seifen (darunter eine, die aussieht und riecht wie ein Twinni-Eis) oder eine eher ungewöhnliche Deo-Variante, die nicht aufgesprüht, sondern eingecremt wird.

Man täte dem „Adventlichen Zauber“ aber unrecht, würde man ihn nur auf den Markt reduzieren: So gibt es neben der Möglichkeit, den Mönchen beim Mittagsgebet zuzuhören (täglich um 12 Uhr), auch jeden Nachmittag (14.30 Uhr) ein Adventkonzert, das von wechselnden Ensembles bestritten wird, am kommenden Dienstag etwa vom Göttweiger Ensemble. Am späten Nachmittag, wenn es hier schon dunkel ist und alles festlich beleuchtet, lädt das Stift zur „guaden halben Stund“ in die Stiftskirche, wo zu Orgelmusik adventliche Gedanken vorgetragen werden (17.30 Uhr), am 6. Dezember kommt zudem der Nikolaus (17 Uhr).

2,50 Euro kostet der Eintritt zum „Adventlichen Zauber“, das Geld fließt in die Dachsanierung des Stifts, mit der Eintrittskarte hat man aber auch Zugang zu den Ausstellungsräumen im Kaisertrakt, darunter die sehr imposante Kaiserstiege mit Deckenfresko von Paul Troger, die zu den größten barocken Treppenhäusern Europas zählt. Weiters ist derzeit die kleine Sonderschau „Maria Theresia“ zu sehen.

Apfelpunsch

Einen Überhang an Punschständen gibt es in Göttweig im Unterschied zu anderswo nicht: Ein Abstecher auf die Punschhütte auf der Aussichtsterrasse sei aber empfohlen, insbesondere der Apfelpunsch und das mit Marillenmarmelade gefüllte Briochebrezel: Auf 422 Metern Seehöhe – das Stift thront bekanntlich am östlichen Rand des Donautales – blickt man (solange es noch hell ist) beim Punschtrinken hinunter auf die Wachau.
„Adventlicher Zauber“ in Göttweig: Bis 8. 12., www.stiftgoettweig.at. Krippenausstellung im Stift Dürnstein, 10. und 11. 12., www.stiftduernstein.at. Im Stift Melk gibt es Adventlesungen und -konzerte, www.stiftmelk.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2016)

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