Auf der Suche nach einem Phantom

Suche nach einem Phantom
Suche nach einem Phantom(c) Clemens Fabry
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Bei den Reichen reicht es durchaus noch: Luxusmarken wie Ferrari, Porsche und Rolls-Royce vermelden für das vergangene Jahr Absatzrekorde. Wie viel tragen Österreichs Millionäre dazu bei?

Muss man sich Sorgen um den Wohlstand im Land machen? Oder trauen sich Österreichs Millionäre einfach nicht mehr? Im Jahr 2012 wurde bei uns kein einziger Rolls-Royce als Neuwagen angemeldet – kein Phantom, nicht einmal der kleinere Ghost um wohlfeile 303.990 Euro Listenpreis. Dabei verzeichnet die englische Marke, noble Tochter von BMW, international das beste Jahr ihrer Geschichte. 3575 Fahrzeuge wurden an Kunden ausgeliefert, so viel wie in keinem anderen der 108 Jahre des Bestehens.

Wieder auf den Beinen

Auch sonst sind die Luxushersteller nach dem Krisenjahr 2009 wieder gut auf die Beine gekommen. Ferrari hat fast 7400 Autos verkauft, ein Rekord. Bentley findet mit 8510 verkauften Autos langsam wieder zur Höchstmarke vom Jahr 2008 zurück. Richtig exklusiv bleibt Lamborghini: Die italienische VW-Tochter freut sich über 2083 Verkäufe. Porsche zählt als Marke zwar nicht zu den High-End-Herstellern, deren Modelle mindestens 200.000 Euro kosten, aber ein gewisser Wohlstand ist für ihr Gedeihen schon vonnöten. Der ist zweifellos vorhanden: Mit 141.075 verkauften Autos erzielte die VW-Tochter weltweit das beste Jahr ihrer Geschichte, ein Plus von fast 19 Prozent zum Vorjahr.

Und es sind nicht einmal nur Chinas Millionäre, wie in den vergangenen Jahren, die für Nachfrage sorgen. Die USA haben sich auf den ersten Rang zurückgekämpft, wenn es um den Absatz von Über-drüber-Autos beinahe aller Marken geht. Und obwohl einige Euroländer tief in der Krise stecken, legten auch auf dem Kontinent samt Großbritannien die Absatzzahlen zu. Für Ferrari ist Deutschland etwa der zweitgrößte Markt weltweit, nach Amerika, aber noch vor China. Das Geschäft erscheint so lukrativ, dass vor zwei Jahren der Formel-1-Rennstall McLaren eingestiegen ist – man beabsichtigt, in nicht allzu ferner Zukunft 5000 Autos im Jahr zu verkaufen.

Luxus vor Ort

Was trägt Österreich dazu bei? Unsere Reichen sind auf dem Gebiet durchaus tapfer. Der Durchhänger bei Rolls-Royce erklärt sich mit dem Fehlen einer eigenen Niederlassung. Die Marke sucht immer noch nach einem Vertriebspartner im Land (nachdem der letzte eine recht abenteuerliche Pleite hingelegt hat). Der Einsatz vor Ort ist unumgänglich, um die Klientel aufzuspüren und ihr das Angebot schmackhaft zu machen.

Das weiß niemand besser als Robert Engstler, der als Chef von Exclusive Cars (einer Tochter der Salzburger Porsche Holding) mit Sitz in Wien-Liesing Bentley und Lamborghini unters Volks bringt, sozusagen. Die Statistik weist 2012 respektable 51 Bentleys auf, das sind freilich nur jene, die bei uns auch zugelassen wurden, dazu kommen Verkäufe ins Ausland. (Immerhin vier Bentley Mulsanne bekamen österreichische Kennzeichen, das Modell bewegt sich preislich in der Rolls-Royce-Liga.)

Gleich hinter Bentley tritt Ferrari auf den Plan: 46 Zulassungen. Lamborghini matcht sich bei uns mit Aston Martin: England führt vor Italien mit 17 zu 16 Stück. Der Aston-Importeur nennt insgesamt rund 40 Verkäufe. Zu immerhin elf angemeldeten Autos reichte es bei McLaren.

Liest man die Zulassungsstatistik von hinten, stößt man auf die verbleibenden Exoten, die eher einsam ihren Weg zu echten Liebhabern finden: zwei puristische Sportwagen von Caterham etwa, acht Elektro-Roadster der Marke Tesla, acht Lotus, zwölf vom wunderlichen 120.000-Euro-Elektro-Hybriden Fisker, 13 Morgan, ebenso viele Maserati. Made in Austria ist der KTM X-Bow, hier verkauft (und angemeldet) wurde er 21-mal. Einige Ränge weiter oben kratzt Porsche mit 960 Zulassungen schon am Vierstelligen.

Auch wer einen Bugatti Veyron um 1,7 Millionen Euro Stückpreis möchte, wendet sich an Robert Engstler – „ein bis zwei pro Jahr“ gehen bei uns immer.

Auf einen Blick

Reich und schnell

Ausgewählte Luxusmarken und ihr weltweiter Absatz 2012 (in Klammer: Zulassungen 2012 in Österreich).

Aston Martin: nicht bekannt (17)

Bentley: 8510 (51)

Ferrari: 7400 (46)

Lamborghini: 2083 (16)

McLaren: ca. 2000 (11)

Mercedes AMG: 24.500 (107)

Porsche: 141.075 (960)

Rolls-Royce: 3575 (0)

BMW M: 20.662 (123)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2013)

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