„Dunkle Energie“: Granderwasser im Tank

Granderwasser Tank
Granderwasser Tank(c) Clemens Fabry
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Eine Antenne für Bioenergie soll Treibstoff sparen helfen. Bis zu 20 Prozent Ersparnis verspricht der Entwickler, je nach Anwendung natürlich.

Die Erfolgsgeschichte ist schnell erzählt: Der Tiroler Johann Grander hat eine Jesus-Erscheinung und verkauft fortan Apparaturen zur Behandlung von Wasser. Sie verändern dessen Struktur und übertragen Information zur Belebung der Flüssigkeit. Behauptet er jedenfalls.

Dass Gerichte rund um den Globus die angebliche Veränderung des Wassers als „Quacksalberei“ und „parawissenschaftlichen Unfug“ bezeichnen, ändert nichts am geschätzten jährlichen Umsatz von zwölf Millionen Euro der Firma Grander.

Dunkle Energie

Nun schickt sich die oberösterreichische Firma „New-Generation Bio“ an, der Physik auf ähnliche Weise ein Schnippchen zu schlagen. Auch sie bietet ein Produkt an, für dessen behauptete Wirkung die Wissenschaft keine rechte Erklärung parat hat. Und auch hier kommt „Bioenergetische Strahlung“ zum Einsatz, nur eben nicht, um Krankheiten zu heilen, sondern um Sprit zu sparen. Bis zu 20 Prozent Ersparnis verspricht der Entwickler, je nach Anwendung natürlich.

Fahrzeughersteller machen offenbar viel falsch. Seine Wirkung entfaltet der „BE-Fuelsaver“, ein wenige Zentimeter langes Metallstück, berührungslos, indem es außen auf die Kraftstoffleitung geklemmt wird.

Schon wenige Tankfüllungen später würden die Schadstoffe im Abgas um bis zu 90 Prozent reduziert und der Verbrauch massiv gesenkt, verspricht der Hersteller. Man wisse eben die „dunkle Energie“ des Kosmos zu nutzen, erklärt ein Text auf der Homepage der Firma.

Wissenschaft skeptisch

Die Wissenschaft bleibt freilich skeptisch. Prof. Ernst Pucher von der TU-Wien etwa, einer der führenden Experten für Alternativkraftstoffe in Österreich, winkt ab: „Es ist nicht nachvollziehbar, welchen Effekt der Bauteil auf die Molekularstruktur eines Kraftstoffs oder die Reaktionskinetik beim Verbrennungsprozess haben sollte.“

Unser Test in der Praxis bestätigt den Experten: Auch nach 2000 Kilometern zeigen die Messgeräte an unserem Testfahrzeug weder eine Veränderung des Kraftstoffverbrauches noch eine Verbesserung der Abgaswerte.

Franz Weinberger, Marketingchef von MAN Österreich, bringt es auf den Punkt: „Wir können den tatsächlichen Erfolg solcher Methoden nicht bestätigen. Außerdem liegt die Ersparnis in jenem Bereich, den auch der Lenker durch bewusstes Fahren erzielen kann.“

Der Glaube vermag bekanntlich Berge zu versetzen – und hilft vielleicht auch Sprit zu sparen. Der „BE-Fuelsaver“ tut es unseren Erkenntnissen nach jedenfalls nicht.

Wessen Glaube dennoch ungebrochenen ist, der kann das Produkt ab wohlfeilen 79,90 Euro (je nach Fahrzeug) im Zubehörhandel erwerben. jb

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2011)

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