BMW 3er: In der Mitte der Fahrspaßgesellschaft

Der neue 3er hat als Einstieg in BMW-Welt ausgedient
Der neue 3er hat als Einstieg in BMW-Welt ausgedient(c) dapd (Bmw Ag)
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BMW erneuert die wichtigste Baureihe. Der 3er wurde größer, geräumiger und komfortabler. Als Einstieg in die BMW-Welt hat das Modell endgültig ausgedient. Das Motto: Viel Auto, für viel Geld.

Die Rolle des 3er in der BMW-Modellpalette ist seit je her (genauer: seit 1975) klar definiert: Er mimt den Dynamiker. Den hat er über die Jahrzehnte so gut gespielt, dass er sich zum Rückgrat der Marke entwickelt hat. Jeder dritte verkaufte BMW war im Vorjahr ein 3er.

Der 3er der auslaufenden Baureihe E90 legte seine Sportlichkeit straff aus. Zahlreichen Kunden zu straff. Die Ansprüche sind vielfältiger geworden, bei der sechsten und neuen Generation bestand Handlungsbedarf. Selbstredend gilt das Prinzip, wonach Erbfolger an Größe zunehmen, mit den Ansprüchen mitwachsen (der Wechsel der internen Baureihenbezeichnung von E auf F mag auch dafür stehen). Immerhin gilt das nicht mehr fürs Gewicht, diesen Fauxpas leistet sich im Zeitalter der Effizienzmaximierung niemand mehr.

Deutlich mehr Radstand

Die Techniker haben zahlreiche Register gezogen. An der für hohe Präzision und Agilität stehenden Fahrwerksarchitektur – vorn Doppelgelenk-Achse, hinten Fünflenker-Achse – hat sich grundsätzlich zwar nichts geändert. Dafür aber an den Dimensionen. Längerer Radstand (plus fünf Zentimeter), breitere Spur vorne (plus 37Millimeter) und hinten (plus 48Millimeter). Zugelegt hat auch die Festigkeit des Vorderbaus und die Steifigkeit der Karosserie, dafür konnten weichere Lager eingesetzt werden (damit sich das nicht wieder zu straff anfühlt). Außerdem wurde die Achskinematik neu abgestimmt. Das Resultat: eine neue Dimension der Geschmeidigkeit. Alte Werte wurden hochgehalten, neue Talente gewonnen. Der 3er wurde komfortabler, ohne gleich ein Weichei zu werden.

An Schärfe hat er freilich nichts eingebüßt, er hat ja einen Ruf zu verlieren. Der Draufgänger reüssiert halt nun auch im Charakterfach. Agilität und Gemütlichkeit, geboten wird das komplette Spektrum der Fahrspaßgesellschaft. Das adaptive Fahrwerk (optional) erhöht die Spreizung auf Wunsch. Der harte Kern der BMW-Fans kann weiterhin ein Sportfahrwerk bestellen.

Der Breitensport für jedermann hat seinen Preis. Konkret 36.750Euro für die billigste Variante beim Marktstart am 11.Februar 2012, es handelt sich um den 320d Efficient Dynamic Edition. Der Sparmeister der 3er-Reihe mit 4,1Liter Verbrauch laut Norm (CO2: 109g/km) bei 163PS. Der Zweiliter-Diesel (auch mit 184PS erhältlich) wurde gründlich überarbeitet. Generell gilt: Ohne TwinPower-Turbo kommt kein Motor mehr in den 3er. Der Sechszylinder-Sauger hat in dieser Baureihe somit ausgedient.

Kein Grund zum Jammern, BMW hat einen würdigen Nachfolger im Talon. Der Vierzylinder des 328i ist kein Kind von Traurigkeit. 245PS aus zwei Liter Hubraum, 350Nm ab 1250 Touren, 6,4Liter Verbrauch. Ein Genuss. Nicht ganz umsonst heißt die Firma Bayerische Motorenwerke. Wer trotzdem auf den unbestreitbaren Appeal des Sechszylinders in, BMW-only!, Reihenbauweise besteht: Der 335i mit aufgeladenem Drei-Liter-Motor ist weiterhin im Programm.

Stets mit an Bord: der Fahrerlebnisschalter mit drei Fahrprogrammen von sparsam bis sportlich. Per Tastendruck greift man in das Ansprechverhalten des Motors und des ESP sowie in die Kennlinie des Gaspedals und der Lenkung ein. Könnte natürlich sein, dass diese Taste im Alltag viel Staub ansetzt. Bei der optionalen Acht-Gang-Automatik – die ist ihr Geld mehr als wert – ändern sich auch die Schaltpunkte. Und man beachte: Erstmals ist Automatik klar sparsamer als Handschaltung.

Das Thema Vielseitigkeit zieht sich durch den kompletten 3er. Selbst bei der Raumökonomie wurden spürbare Fortschritte gemacht. Erstmals ist die bayerische Mittelklasse in drei Ausstattungslinien erhältlich. Sie unterscheiden sich innen und außen nur um Nuancen – die reichen aber bereits aus, um Akzente zu setzen.

Social Networks an Bord

Und dann geht es erst richtig los mit dem Aufmunitionieren des 3er. Erstmals bietet BMW in dieser Klasse ein farbiges Head-up-Display, Spurwechsel- und Spurverlassenswarnung sowie Auffahrwarnung per Kameraüberwachung und Surround View an. Über „BMW Connected“ kann man nun auch Internet und speziell die Social Networks nutzen. Noch nie war das Leben leichter in einem 3er – und ausgeglichener.

Auf einen Blick

BMW 3er (F30)

Maße L/B/H: 4624/1811/1429mm; Leergewicht: ab 1495 kg; Kofferraumvolumen: 480 Liter.

Diesel. 320 d: R4, 1995 ccm, 184PS, 380 Nm, Vmax 235 km/h, 0–100: 7,5 sec., Verbrauch 4,5 l (CO2 119 g/km). 320 d E.D.: R4, 1995 ccm, 163 PS, 380 Nm, Verbrauch 4,1 l (CO2 109 g/km).

Benzin. 328i: R4, 1997 ccm, 245 PS, 350 Nm, Vmax 250 km/h, 0–100: 5,9 sec., Verbrauch 6,4 l (CO2149g/km). 335i: R6-TwinTurbo, 2979ccm, 306 PS, 400 Nm, Vmax 250km/h, 0-100: 5,5 sec., Verbrauch 7,9 l (CO2 186 g/km).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2011)

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