Mit Mann, Baby und Kleinkind um die Welt

Familie Frank
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Der Traum von einer Weltreise muss mit der Geburt eines Kindes nicht unbedingt platzen. Schließlich schenkt die Karenzzeit den Eltern jede Menge Zeit. Wie man es angeht, was man checken muss.

Wien. „Ihr wollt was?“, fragt ein Freund entgeistert. „Eine Weltreise machen? Mit den Kindern? Ist das nicht viel zu gefährlich?“ Nun heißt es: sachlich bleiben. Denn wer mit Kleinkindern verreist und nicht gerade an den Wörthersee fährt, der bekommt eines ganz gewiss: Ratschläge und Kommentare. Besonders dann, wenn man länger wegfährt und die Reiseziele nicht gerade um die Ecke liegen. Wenn ein Nachtflug zum Ziel führt oder die Länder, in die man mit Kind und Baby reisen möchte, exotisch klingen. „Wenn ihr das verantworten könnt“, sagen Verwandte. „Und die langen Flüge?” fragt ein Bekannter. „Dafür ist die Karenzzeit ja nicht gerade gedacht“, murrt ein Kollege.

Doch. Genau dafür. Um als Familie gemeinsam Zeit zu verbringen. Dem Alltagsstress zu entfliehen und ganz füreinander da zu sein. Um gemeinsam zu erleben, wie das Baby seine ersten Schritte macht. Und um zu sehen, wie das größere Kind die Welt entdeckt, bevor es in die Schule kommt. Um noch einmal außerhalb der Schulferien zu verreisen und nicht die überteuerten Hochsaisonpreise zahlen zu müssen.

Natürlich erleichtert das Kinderbetreuungsgeld solche Pläne. Es füllt die Familienkassa. Egal, ob man von dem Geld einen Coffee to go auf einem Grazer Spielplatz oder einen Matetee in einem Park in Buenos Aires bezahlt. Es in Windeln aus einem heimischen Drogeriemarkt oder aus einer australischen Shoppingmall investiert. Eine Hypothek in Hainburg abzahlt oder eine Hazienda in Honduras mietet.

Die Karenzzeit schenkt Eltern Zeit. Zeit mit ihren Kindern. Und, ja, Zeit, um sich einen Traum zu verwirklichen, etwa eine lange Reise mit Kindern. Natürlich bedarf eine große Tour mit kleinen Kindern viel Vorbereitung. Am besten klärt man schon Monate zuvor mit dem Kinderarzt, welche Impfungen nötig sind, wie er die Reisepläne einschätzt. Eine Reisekrankenversicherung für die ganze Familie ist ein Muss, ebenso eine Reiseapotheke mit den wichtigsten Medikamenten. Von den Tropen raten Ärzte jungen Eltern eher ab, bei anderen Zielen muss man sich informieren und mitunter auf sein Bauchgefühl hören. Infrage kommen nur Länder, die man für gesundheitlich unbedenklich hält, ein Reisetempo, das den Kindern angepasst ist, und Verkehrsmittel, die die eigenen Nerven schonen. Eine Autofahrt von Wien an die Adria zur Hauptreisezeit kann für Kinder anstrengender sein als ein Nachtflug. Ein Trip durch drei südamerikanische Länder stressfreier – wenn man sich genug Zeit nimmt und Pausen zulässt – als eine Zwei-Wochen-Tour durch Tirol, bei der man jede Nacht die Unterkunft wechselt. Meist sind die Kinder entspannt, wenn es die Eltern sind. Und umgekehrt.

Bassinet Seat fürs Baby

Wer kinderlos am liebsten im All-inclusive-Klub geurlaubt hat, sollte dies auch mit dem Nachwuchs tun. Fast alle großen Reiseanbieter bieten familienfreundliche Klubhotels an. Aber auch Budgetreisende, die gern mit dem Rucksack unterwegs sind, müssen ihre Fernreiseträume nicht begraben, wenn ein Kind geboren wird. Es gibt in den meisten Ländern kostengünstige Übernachtungsmöglichkeiten, die auch für den Nachwuchs geeignet sind. Jugendherbergen, die mit Babybetten und Hochstühlen ausgestattet sind oder Campingplätze mit Spielplätzen und Kinderswimmingpools.

Wer mit dem Flugzeug reist, sollte bei der Buchung einen sogenannten Bassinet Seat vorbestellen, ein Bettchen für Babys, das an die Trennwand zwischen Business- und Economyclass gehängt wird. Nachtflüge kommen dem Schlafrhythmus von Kindern entgegen. Mehrtägige Zwischenstopps bei Fernreisen, etwa nach Australien oder Neuseeland, teilen 26-stündige Flugmarathons in zwei wesentlich angenehmere 13-Stunden-Nachtetappen auf. Und wer mehrere Länder bereisen möchte, sollte sich statt einzelner Flugtickets ein sogenanntes „Around-the-World-Ticket“ kaufen, das erheblich preiswerter ist.

Und schon beim Packen heißt es: nicht die Nerven verlieren. Breigläschen, Windeln und Waschmaschinen gibt es nicht nur in Österreich. Luftballons und Seifenblasen nehmen wenig Platz weg und ersetzen sperriges Spielzeug. Und spezielle Reisebettchen ohne Stangen lassen sich wie Klappzelte zusammenfalten und passen in Täschchen von 30 Zentimetern Durchmesser. Wer mit leichtem Gepäck reist, hat die Hände frei, um einen Buggy zu schieben oder ein Kind an der Hand zu halten. Und man hat noch Platz für das eine oder andere Mitbringsel. Als Erinnerung. Oder als Dankeschön für alle wohlgemeinten Ratschläge.

Auf einen Blick

Around-the-World-Tickets kann man beispielsweise über STA Travel (viermal in Wien und insgesamt neunmal in Österreich) buchen: www.statravel.at

Lektüretipp: Inka Schmeling, Abenteuer Elternzeit: Ein Ratgeber über das Reisen mit Baby und Kleinkind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2013)

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